Klausurverpflegung

(c) Carolina Frank
  • Drucken

„Soll ich dir irgendwas zu essen oder trinken für die Matura besorgen?“, frage ich den Mittleren neulich, der ja diese ganze Woche vor sich hin maturieren muss.

„Soll ich dir irgendwas zu essen oder trinken für die Matura besorgen?“, frage ich den Mittleren neulich, der ja diese ganze Woche vor sich hin maturieren muss, heute (ja, jetzt gerade) zum Beispiel schriftlich in Englisch. Ich frage ihn das etwas vorsichtig, denn sein älterer Bruder hat nämlich dieses ausgedehnte Jausnen mancher Mitschüler während der Schriftlichen immer abgelehnt. Ebenso wie das demonstrative Aufbauen von gespitzten Bleistiftfächern oder das hysterische Stapeln von Reservebatterienpyramiden für den Taschenrechner. Man werde ja wohl noch ein paar Stunden etwas schreiben können, ohne dabei ständig zu futtern, meinte er damals und rückte nur mit Kuli, Taschenrechner und jeder Menge Entschlossenheit zur Reifeprüfung aus. Der Mittlere ist da ganz anders: „Ja, warum nicht“, meint er sofort und beginnt schon zu gustieren. Allerdings müssten wir noch nachdenken, was als Klausurverpflegung geeignet sei, meint er. Im Grunde gelten nämlich ganz ähnliche Regeln wie in der U-Bahn: Das Essen darf nicht riechen (Döner, Leberkässemmel oder Fisch-Mac scheiden zum Beispiel fix aus), aber natürlich auch keinen Lärm machen: „Schade, Popcorn oder Chips wären mega.“ Was noch wirklich wichtig sei: „Nichts, womit man die Arbeit ansauen kann.“ Orangen zum Beispiel machen immer eine Riesensauerei und Fettflecken auf der Arbeit auch keinen guten Eindruck. „Wann würdest du überhaupt etwas essen?“, frage ich. „Also die ersten zwei Stunden sicher nichts, aber dann, wenn es halbwegs läuft, vielleicht ein paar Nüsse oder etwas Süßes und am Schluss zum Durchlesen, wenn man dann schon weiß, es ist gut gegangen, vielleicht ein fettes Weckerl mit Brie und Avocado.“ Na dann, ich hoffe nur, er schmatzt nicht zu laut und macht keine Butterflecken auf die Zettel!

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.