Gery Keszler verkündet das Aus für den Life Ball

LIFE BALL 2018: KESZLER
LIFE BALL 2018: KESZLER(c) APA/ROLAND SCHLAGER (ROLAND SCHLAGER)
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Der Life Ball wird im Juni zum letzten Mal stattfinden, denn es fehle an Sponsoren. Der Reingewinn geht an Afrika-Projekte. Die Aidshilfe Wien verliert bis zu 200.000 Euro.

Der Life Ball wird im Juni zum letzten Mal stattfinden. Organisator Gery Keszler verkündete am Freitag gegenüber der APA-Austria Presse Agentur offiziell das Aus des Charity-Events. "Es waren unglaubliche, fantastische und intensive Jahre. Wir haben mehr bewegt, als wir je zu hoffen gewagt hätten. Ich bin so unendlich dankbar. Es ist nun Zeit, dieses Projekt zu einem guten Abschluss zu bringen", so Keszler. Fehlende Gelder lassen die Veranstaltung nicht mehr finanzieren. Für das Event, das in diesem Jahr ein Zirkusszenario bieten möchte, fällt nun der letzte Vorhang.

Der Verein "Life+", der für die jährliche Ausrichtung des Balles verantwortlich zeichnet, werde weiter bestehen, so Keszler. "Wir werden weiterhin leidenschaftlich gegen Stigma und Ausgrenzung aufstehen und Flagge zeigen." In den vergangenen Jahren hatte der Life Ball knapp 30 Millionen Euro Spenden für nationale und internationale Aids-Hilfsprojekte lukrieren können.

Aidshilfe Wien verliert bis zu 200.000 Euro

Nach dem verkündeten Aus des Life Balls werden der Aidshilfe Wien künftig aber bis zu 200.000 Euro an Spendengeldern fehlen. Die 200.000 Euro pro Jahr wurde dafür eingesetzt, unmittelbar in Not geratene HIV-Patienten zu unterstützen sowie Therapielücken zu schließen. "Dies können wir jetzt nicht mehr bezahlen und wissen auch noch nicht, wie wir diese Mittel ersetzen können", meinte Obmann Wolfgang Wilhelm. Das Aus sei auch deshalb so bitter, weil das Ziel, Aids bis 2030 völlig auszurotten, erreichbar scheint. "Es bräuchte da aber eine verstärkte Anstrengung", so der Obmann.

Keszler dankte an die Anfänge des Life Balls erinnernd allen voran der Stadt Wien und dem damaligen Wiener Bürgermeister Helmut Zilk, der das Event ins Rathaus holte. Direkt an den 2008 verstorbenen Bürgermeister gewandt sagt Keszler: "Es waren Deine Kraft und Fantasie, die uns den Rücken gestärkt haben, dieses Projekt anzugehen. Du warst ein unermüdlicher Botschafter für ein offenes und tolerantes Wien, und der Life Ball ist dafür ein weltweit sichtbarer Leuchtturm."

Für den Life Ball 2019 haben sich US-Schauspielerin und amfAR Botschafterin-Katie Holmes sowie Golden Globe-Gewinnerin Keala Settle angesagt. Die Modenschau wird bereits zum zweiten Mal von Missoni ausgerichtet - auf persönlichen Wunsch von Keszler aufgrund des starken Engagements der Modedynastie. Da der letzte Life Ball viel Publikum anlocken wird, werden ab Montag (13. Mai) ein zusätzliches Karten-Kontingent aufgelegt.

Hauptsponsor fuhr Sponsoring zurück

Es sei es in letzter Zeit immer schwieriger geworden, Sponsoren und Spender für den Ball gewinnen zu können, sagte Keszler. "Das Bewusstsein ist heute einfach ein anderes. Dem tragen wir nun auch Rechnung." 26 Jahre nach dem ersten Life Ball sei es an der Zeit, neue Wege zu gehen. "Die Rahmenbedingungen und Umstände haben sich über die letzten Jahre sehr verändert", sagte Keszler.

Gery Keszler warb vor Kurzem noch mit drastischen Worten um Geld für die berühmte Aids-Charity-Veranstaltung in Wien: "Wir stecken in einer großen Krise. Dieser Life Ball, der immer so glamourös und prunkvoll über die Bühne geht, ist so ein fragiles Pflänzchen und steht knapp vor dem Aus", soll Keszler auf einer Veranstaltung gesagt haben. Das berichtete „Heute".

So hat einer der Hauptsponsoren, der Pharmakonzern Gilead Sciences, seine Unterstützung vor Kurzem auf einen niedrigeren sechsstelligen Betrag zurückgefahren, sagte der Pressesprecher des US-Unternehmens, Alexander Preuss, am Freitag gegenüber der „Presse". Unter anderem, weil Gilead andere internationale Projekte wie die Elton John Aids Foundation unterstütze. Gilead sei seit 2017 gemeinsam mit der Stadt Wien ein Hauptsponsor des Life Balls gewesen. Nun wäre man auf einem Level mit anderen Sponsoren gewesen.

Ihre Kooperation komplett aufgekündigt hat heuer auch die AUA: Die Fluglinie flog Stargäste des Life Balls bisher zu günstigeren Konditionen von New York nach Wien. „Wir finden die Sache gut", sagt Sprecher Peter Thier der „Presse". „Doch sind wir wirtschaftlich heuer nicht mehr zusammengekommen."

Reingewinn geht an Afrika-Projekte

"Im Kampf gegen Aids haben wir viel erreicht. Aids hat sich von einem Todesurteil zu einer chronischen Krankheit gewandelt. Durch diesen Erfolg ergibt sich die paradoxe Situation, dass die Zahl der Verbündeten für Aids-Hilfsprojekte international und national abnimmt."

Große Herausforderungen gäbe es dennoch - vor allem in Afrika: "Wir werden mit dem Reingewinn des 26. Life Ball unsere Energie jenen Regionen widmen, wo das Problem noch immer akut ist und wir Leben retten können. In Österreich wird von den Organisationen und der öffentlichen Hand hervorragende Arbeit geleistet. Daher wird es Verständnis für unsere Entscheidung geben, dass wir in der Unterstützung heuer auf internationale Projekte fokussieren."

Stadt Wien dankt Keszler

Die Stadt Wien hat am Freitag Life-Ball-Organisator Gery Keszler gedankt. Dieser habe das Bild Wiens als Stadt der Toleranz und Weltoffenheit hinausgetragen, hieß es in einer Aussendung. "Die Nachricht, dass der Life Ball 2019 der letzte sein wird, stimmt mich traurig", zeigte sich Finanzstadtrat Peter Hanke (SPÖ) über das Aus wenig erfreut.

"Gery Keszler hat über viele Jahre mit unermüdlichem Engagement und großem Erfolg dieses wundervolle Projekt aufgebaut und vorangetrieben. Vielen von HIV und Aids betroffene Menschen in Österreich und auf der ganzen Welt wurde damit geholfen und die Stigmatisierung von HIV-positiven Menschen erfolgreich bekämpft", sagte Hanke.

Die Stadt, so betonte er, habe das Charity-Event von der ersten Auflage im Jahr 1992 unterstützt und die Veranstaltung im Rathaus ermöglicht. Dieses wurde den Organisatoren unentgeltlich zur Verfügung gestellt.

Erst kürzlich wurden die Subventionen für heuer und - auch schon für 2020 - beschlossen. Dem Trägerverein "Life+" wurden jährlich jeweils 900.000 Euro an Förderungen zuerkannt.

(me/APA)

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