Nach der Aufregung über den Auftritt von Jan Böhmermann beim „Kulturmontag“ des ORF: Martin Traxl, TV-Kulturchef des ORF, über Distanzierungen von grober Satire, Böhmermanns Humor, politischen Druck und Kunst.
Der „ORF-Kulturmontag“ zeigte diese Woche ein Interview mit dem deutschen Satiriker Jan Böhmermann, in dem dieser etwa, ein Zitat von Thomas Bernhard weiterführend, Österreich ein Land mit „acht Millionen Debilen“ nannte. Danach sagte Moderatorin Clarissa Stadler: „Der ORF distanziert sich von den provokanten und politischen Aussagen Böhmermanns. Aber wie Sie wissen, darf Satire alles und der öffentlich-rechtliche Rundfunk künstlerische Meinung wiedergeben.“ Nun üben auch mehrere österreichische Autoren, darunter Elfriede Jelinek, in einem Schreiben Kritik und sprechen darin von „Selbstzensur". Wir fragten ORF-Kulturchef Martin Traxl, wie er dazu steht.
Die Presse: Kann es sein, dass Sie Böhmermann auf den Leim gegangen sind?
Martin Traxl: Nein, warum? Wenn einer der bekanntesten Satiriker Deutschlands eine Ausstellung in Österreich macht, ist das ein Grund zu berichten. Dass wir nicht nur Lobeshymnen über unser Land hören würden, war zu erwarten.
Man könnte vermuten, dass er die Grenzen des Sagbaren ausloten, einen Skandal erzeugen wollte. Das ist ihm gut gelungen.
Ja, vielleicht wird er sich selber gewundert haben, dass so etwas in Österreich gesendet werden kann. Die Kollegen in Deutschland haben offensichtlich die Vorstellung, dass wir ein Land in Geiselhaft sind. Dem ist nicht so. Böhmermann betrachtet Österreich gern kritisch. Er hat jetzt nur noch eines draufgesetzt.