Fettleibigkeit nimmt auf dem Land stärker zu als in der Stadt

In Ländern mit hohen Einkommen war laut Studie der durchschnittliche Anstieg des BMI zu über 50 Prozent auf die Gewichtsentwicklung im ländlichen Raum zurückzuführen, bei Ländern mit niedrigen und mittleren Einkommen sogar zu über 80 Prozent.
In Ländern mit hohen Einkommen war laut Studie der durchschnittliche Anstieg des BMI zu über 50 Prozent auf die Gewichtsentwicklung im ländlichen Raum zurückzuführen, bei Ländern mit niedrigen und mittleren Einkommen sogar zu über 80 Prozent.(c) REUTERS (Mark Blinch)
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Eine Analyse von über 112 Millionen Daten weltweit veranschaulicht, dass nicht im urbanen, sondern im ländlichen Raum die Zahl der fettleibigen Menschen in den vergangenen drei Jahrzehnten stärker anstieg.

Landmenschen bewegen sich mehr und sind deswegen schlanker und gesünder als Stadtmenschen – hartnäckig hält sich dieses Klischee. Eine Studie unter Beteiligung der Med-Uni Innsbruck liefert jetzt Daten, die das widerlegen: Zwischen 1985 und 2017 erhöhte sich der durchschnittliche Body-Mass-Index (BMI) von Frauen und Männern weltweit um 2,1. Dies entspricht einer durchschnittlichen Gewichtszunahme von fünf bis sechs Kilo pro Person. Mehr als die Hälfte dieses weltweiten Anstiegs wurde dabei im ländlichen Raum verzeichnet.

Große Differenz in Österreich

Auch wenn der BMI als Maßstab für Gesundheit in jüngerer Zeit zunehmend unter Kritik gerät, bietet der Wert zumindest einen Anhaltspunkt. Die Zahl bewertet das Körpergewicht in Relation zur Körpergröße – je nach Alter und Geschlecht liegt bei Normalgewicht der BMI zwischen 19 und 25. „Österreich gehört neben Schweden, Tschechien, Irland, Australien und den USA zu jenen Industrieländern, die beim BMI eine besonders große Differenz zwischen ländlichen und städtischen Regionen aufweisen“, sagt Biostatiker und Epidemiologe Hanno Ulmer von der Med-Uni Innsbruck. Bei Frauen mit Wohnort auf dem Land lag 2017 der durchschnittliche BMI bei 24,5, bei Frauen aus urbanen Gebieten bei 23,7. Männer vom Land hatten einen Durchschnittswert von 27, jene aus der Stadt 26,6.

Der Vergleich mit den Daten von 1985 zeigte allerdings, dass in Österreich, anders als im globalen Schnitt, schon 1985 der BMI auf dem Land höher war als in der Stadt. Die Ergebnisse der vom Imperial College London geleiteten Studie wurden nun im Fachjournal „Nature“ (8. 5.) publiziert. (APA/cog)

Publikation:Rising rural body-mass index is the main driver of the global obesity epidemic in adults (Nature, 2019)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 11.05.2019)

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