Laut, schrill, extravagant

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Vom „schwulen Aufschrei“ zum Megaevent der späten 1990er- und 2000er-Jahre – das zuletzt neu erfunden werden sollte.

Wien. Mit dem Life Ball sind in Wien Anfang der 1990er-Jahre neue Zeiten angebrochen: 1992 gründeten zwei Freunde den Verein Aids Life: Gery Keszler, bis dahin Visagist, und der selbst HIV-positive Arzt Torgom Petrosian, der nur den ersten Life Ball erleben sollte. Dieser fand am 29. Mai 1993 statt, Keszler hatte dafür etwa Designer Thierry Mugler nach Wien geholt.

Helmut Zilk, damals Bürgermeister, ermöglichte es, dass der Ball im Rathaus stattfinden konnte – und die Gästeliste konnte sich sehen lassen: Helena Christensen und Vivienne Westwood waren ebenso gekommen wie Wiener Prominente, etwa Chris Lohner und Alfons Haider. „Am Anfang war der Life Ball ein schwuler Aufschrei“, erinnerte sich Haider.

Aufgrund des großen Erfolgs beschlossen die Organisatoren 1994 eine „Wiederholung“. Danach war der Hype nicht mehr aufzuhalten. Karten für das Fest waren schnell vergriffen, die Spendensummen wurden höher. Mit der fünften Ausgabe 1997 wurde der Ball zum Megaevent. Vivienne Westwood kam erneut, als Mitternachtseinlage sang Falco. Mit jedem Jahr wurde das Fest pompöser, die Eröffnungszeremonie samt Modeschau am Rathausplatz für Zaungäste geöffnet.

Auch die Gästeliste wurde noch prominenter: Elton John, Neil Tennant (Pet Shop Boys), Schauspielerin Charlize Theron, „Jeannie“ Barbara Eden, Liza Minnelli, Sharon Stone, Milla Jovovich, Naomi Campbell, Antonio Banderas, Sean Penn, Whoopi Goldberg oder Norwegens Kronprinzessin Mette-Marit – alle kamen zu dem Fest. Aber auch die Hilfsprojekte wurden internationaler: Seit 2006 kooperiert der Life Ball mit der American Foundation for Aids Research (Amfar). Auch die Clinton Foundation HIV/AIDS Initiative (CHAI) wurde unterstützt, Ex-US-Präsident Bill Clinton wurde Stammgast. 2010 war der Ball der Auftakt der Welt-Aids-Konferenz in Wien.

2015 berichtete Keszler unerwartet in seiner Rede davon, selbst HIV-positiv zu sein. Danach gab er bekannt, der Ball werde 2016 pausieren, um sich „neu zu erfinden“: 2017 fand die Neuauflage statt, inklusive des Side-Events „Life Ball Next Generation“ für Jugendliche. Zwei Jahre später soll nun der letzte Ball stattfinden. (age/red)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 11.05.2019)

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