Totgesagt und noch am Leben

LIFE BALL 2013: BESUCHER
LIFE BALL 2013: BESUCHERAPA/HERBERT P. OCZERET
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Ist das wirklich das Ende des Life Ball oder kokette Drohung, um „gerettet“ zu werden? Ganz neu wäre das in Wien nicht.

Wien. Der Life Ball muss sich neu erfinden, hieß es vor ein paar Jahren. Er stehe vor dem Aus, hieß es dann jüngst – kurz bevor Gery Keszler das definitive Ende erklärte. Wehmütige Abgesänge und umfassende Danksagungen folgten prompt. Auch die Rufe, etwa via Social Media, jemand müsse den Ball doch retten. Weil Zuneigung und Wertschätzung beim (drohenden) Abschied am größten sind, leben totgesagte Institutionen mitunter lang.

Urania-Puppentheater: jüngstes Beispiel. Als vorigen Herbst bekannt wurde, dass Kasperl, Pezi und Co. Ende April 2019 in Pension geschickt werden sollen, weil kein Nachfolger für die Leitung gefunden werden konnte, war der Aufschrei groß. Inklusive Politik waren sich alle einig, das Puppentheater dürfe nicht zusperren. Plötzlich meldeten sich doch zahlreiche Interessenten, bis Universalkünstler André Heller den Zuschlag erhielt. In wenigen Wochen will Heller seine Pläne für das Theater konkretisieren, der legendäre Direktor des Puppentheaters, Manfred Müller, wird den Neustart – bei dem er als Berater dabei sein sollte – nicht mehr erleben. Er ist kürzlich, knapp vor seinen geplanten Abschiedsvorstellungen, unerwartet verstorben.

Niemetz-Schwedenbomben: Legendär ist diese Rettungsaktion. 2013 drohte der Wiener Süßigkeit aus finanziellen Gründen das Aus, eine Facebook-Kampagne zur Rettung sorgte für einen regelrechten Schwedenbomben-Hype bis hin zu Produktionsengpässen wegen riesiger Nachfrage. Schließlich kam es zur Bieterschlacht um den Familienbetrieb, der Schweizer Konzern Heidi Chocolat bekam den Zuschlag, die Schwedenbombe gibt es heute wie eh und je.

WUK: Ebenfalls mit drohendem Aus hat die Währinger Kulturinstitution WUK zuletzt für Aufsehen gesorgt: Unter dem Titel „Rettet das WUK“ wurde drastisch für Spenden, Unterstützung durch Bezirk und Stadt oder eine günstigere Regelung der Nutzungsverträge mit der Stadt geworben. Geklärt ist die Finanzierung der Sanierung noch nicht ganz – ein tatsächliches Ende ist aber, auch wegen Unterstützungszusagen der Stad, eher in weiter Ferne. (cim)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 11.05.2019)

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