Die Nummer sieben

Oder: Warum auch Master Archie wieder als EU-Bürger geboren wurde.

Kinder gehören ja zu den guten Nachrichten. So konnten wir uns diese Woche über die Geburt von Archie Harrison Mountbatten-Windsor freuen, dem Erstgeborenen von Meghan und Harry. Master Archie, wie wir ihn liebevoll nennen wollen, ist die Nummer sieben in der britischen Thronfolge. Vor ihm haben sein Großvater Charles, sein Onkel William, sein Cousin George, seine Cousine Charlotte, sein Cousin Louis und sein Vater Harry Anspruch auf die englische Krone.

Das merkt man schon bei der Namensauswahl: Während bei George, dem Erstgeborenen von Kate und William, schon das King vor dem seriösen Namen mitgedacht wurde, ist Archie frei von solchen Überlegungen gewählt worden. King Archie klingt eher nach Disney-Animation als nach echtem Leben.

Überhaupt ist so weit hinten in der Thronfolge zu stehen gar nicht so schlecht, wie das auf Anhieb aussehen mag. Ist man ehrgeizig oder genauer gesagt throngeil, muss man sich nicht grämen. Wirklich knapp ist Siebenter wirklich nicht, auch ein etwaiges Komplott, mit dem Ziel alle vor einem liegenden Anspruchsberechtigten auszuschalten, kommt wegen Aussichtslosigkeit nicht in Betracht. Aber dafür, dass die Chance auf den Thron nur unwesentlich höher steht als bei jedem anderen Briten, kann man trotzdem noch so tun, als ob man etwas Besonderes wäre, wenn man das möchte. Hat man aber ohnehin keine Ambition auf den Thron, besteht keine Gefahr, doch noch irgendwann unvermutet einspringen zu müssen.

Übrigens ist auch Baby Sussex, wie Master Archie vor seiner Geburt genannt worden ist, immer noch nicht das erste königliche Brexit-Baby geworden, sondern immer noch als EU-Bürger im Binnenmarkt geboren. Wie du und ich, möchte man rufen.

Bei alldem Positiven, bleibt nur die Informationspolitik des Buckingham Palace ein wenig gewöhnungsbedürftig. Meghan liege in den Wehe, wurde da als Eilmeldung kurz vor der Nachricht von der Geburt, dicht gefolgt von den ersten Fotos von Kind und Eltern verbreitet. Warum das alles in Echtzeit und großer Eile geschehen muss, wo doch ein hoffentlich langes Leben gerade erst begonnen hat?

Kim Kardashian jedenfalls wollte offenbar Meghan um nichts nachstehen und ließ am Freitag vermelden, die Leihmutter ihres vierten Kindes läge in den Wehen. Na dann.

florian.asamer@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 12.05.2019)

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