Anne Hathaway: „Bittere Spirale der Gewalt“

Anne Hathaway ist derzeit in zwei Filmen im Kino zu sehen: einerseits im Thriller „Im Netz der Versuchung“, andererseits in der Komödie „Glam Girls“.
Anne Hathaway ist derzeit in zwei Filmen im Kino zu sehen: einerseits im Thriller „Im Netz der Versuchung“, andererseits in der Komödie „Glam Girls“.APA/AFP/JEAN-BAPTISTE LACROIX
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Die 36-jährige Schauspielerin im Interview über ihren neuen Film „Im Netz der Versuchung“, einer Mischung aus Noir-Thriller und Seifenoper, über Frauen in der Filmbranche und über ihre Sicht des Feminismus.

In „Im Netz der Versuchung“ ist Anne Hathaway seit Mai bereits in deutschen Kinos zu sehen, seit Donnerstag dazu noch in der Kinokomödie „Glam Girls“. Das Gespräch mit der 36-Jährigen dreht sich allerdings statt um den Ozean um Themen wie Privilegien, Instagram und die Arbeit mit Kolleginnen.

Ihr neuer Film „Im Netz der Versuchung“ ist eine recht ungewöhnliche Mischung aus Noir-Thriller und Seifenoper voller Überraschungen. Hat es Sie gereizt, dass man so etwas dieser Tage eher selten auf der Leinwand sieht?

Anne Hathaway: Ja, und selbst wenn sich das Kino einmal solcher Geschichten annimmt, landen sie eher selten auf meinem Tisch. Die heiße Blondine, die Femme fatale? Wenn solche Rollen besetzt werden, denken Regisseure und Produzenten vermutlich nicht wirklich an mich. Deswegen war ich auf Anhieb neugierig. Und mir gefiel die Vorstellung, nach „Interstellar“ noch einmal mit Matthew McConaughey zu drehen. Aber auch thematisch habe ich dann im Drehbuch schnell einige Aspekte entdeckt, die mich sehr interessierten.

Welche denn?

Ich würde sagen, dass die Geschichte ein Bild von der bitteren Spirale der Gewalt zeichnet, also davon, wie gewalttätiges Verhalten eigentlich immer ebensolches nach sich zieht. Speziell im Bezug auf meine Figur Karen fand ich es außerdem spannend, dass sie ihrem Umfeld eigentlich nur eine Maske präsentiert und ihre Erscheinung nicht wirklich ihrer Persönlichkeit entspricht. Und dieses äußere Erscheinungsbild ist sehr geprägt vom männlichen Blick, was – wie ja dieser Tage mehr denn je diskutiert wird – für die Selbst- wie Fremdwahrnehmung von Frauen höchst einseitig und meist auch schädlich ist. Am Ende von „Im Netz der Versuchung“ fällt Karens Maske, und wir sehen, wie sehr sie wirklich gelitten hat unter all der Wut und den Schmerzen, denen sie im Laufe der Zeit ausgesetzt war. Aber damit habe ich jetzt eigentlich schon fast zu viel verraten.

So emotional, wie Sie das beschreiben, stellt sich die Frage: Wie sehr geht Ihnen eine solche Rolle an die Nieren?

Längst nicht mehr so sehr wie früher. Natürlich berühren einen die Emotionen, die mit einer Rolle einhergehen, aber dieser Zustand geht eben auch wieder vorüber. Das mache ich mir heute sehr viel mehr bewusst als zu Beginn meiner Karriere.

Sie melden sich auf Instagram häufig zu gesellschaftlichen Themen wie Gleichberechtigung oder Diskriminierung zu Wort. Haben Sie sich bewusst vorgenommen, Ihren Ruhm für etwas Positives zu nutzen?

Das war nicht mein erster Impuls. Ich habe einfach nur etwas zu sagen, zu Themen, die mich beschäftigen. Aber natürlich habe ich auch gemerkt, dass die große Aufmerksamkeit, die mir dabei entgegengebracht wird, mit einer gewissen Verantwortung einhergeht. Soziale Netzwerke sind aber sonst eher dafür bekannt, dass Menschen unüberlegt etwas schreiben und dann ewig damit beschäftigt sind, sich zu rechtfertigen oder zu entschuldigen.

Angst, dass Ihnen so etwas auch passiert?

Um genau das zu verhindern, poste ich meine Sachen nicht selbst. Ich schreibe alles und schicke es dann der Person, die sich um meinen Account kümmert. Diese lässt es dann mindestens eine Stunde liegen, damit ich Zeit habe, womöglich noch etwas zu ändern. Dann kriege ich alles noch einmal zum Gegenlesen – und erst danach geht der Post online. Ich finde es gut, mit ein wenig zeitlichem Abstand noch einmal draufzuschauen, denn sobald ein Statement draußen ist in der Welt, lässt es sich nicht mehr einfangen.

Eine Woche nach „Im Netz der Versuchung“ sind Sie auch noch in einem zweiten neuen Film zu sehen, „Glam Girls“ mit Rebel Wilson. Vergangenes Jahr waren Sie in „Ocean's 8“ zu sehen, ein Film mit der Regisseurin Dee Rees ist auch abgedreht.

Das habe ich immer schon gewollt, allerdings habe ich früher viel zu selten die Gelegenheit dazu bekommen. Dass sich das gerade ändert, ist wunderbar. Die Arbeit an „Ocean's 8“ zum Beispiel war enorm inspirierend, weil so viel Zusammenhalt und Unterstützung in unserem großen, weiblichen Ensemble herrschte. Das fürchterliche Klischee von Frauen im Berufsleben ist ja, dass wir immer eifersüchtig sind, herumzicken und uns gegenseitig die Augen auskratzen wollen. Doch nichts davon kann ich bestätigen.

Steckbrief

1982
Die Tochter einer Schauspielerin und eines Richters wird in den USA (in Brooklyn) geboren.

2001
Mit dem Film „Plötzlich Prinzessin“ wird sie weltweit bekannt.

2005
Auftritt in dem mehrfach Oscar-prämierten Drama „Brokeback Mountain“. Danach folgen Rollen u. a. in den Filmen „Der Teufel trägt Prada“ und „Geliebte Jane“.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 12.05.2019)

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