Ein nachhaltiger Ramadan

Begüm Gördü und Gözde Taşkaya: Die beiden Wienerinnen fasten im Ramadan – doch in diesem Monat gehe es um mehr als nur um Essensverzicht.
Begüm Gördü und Gözde Taşkaya: Die beiden Wienerinnen fasten im Ramadan – doch in diesem Monat gehe es um mehr als nur um Essensverzicht.(c) Clemens Fabry
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Der islamische Fastenmonat steht ganz im Zeichen des Verzichts und der inneren Einkehr. Für junge Muslime geht es mittlerweile um mehr: Plastikmüll vermeiden, ökologisch handeln.

Ramadan ist der „pure Beweis“. Zunächst einmal dafür, dass ein Leben ohne Kaffee möglich ist. Denn normalerweise geht ohne die erste Tasse in der Früh rein gar nichts, weder für Begüm Gördü noch für Gözde Taşkaya. Der Verzicht mache einem bewusst, erzählen die beiden jungen Frauen, welche Abhängigkeiten, welches Konsumverhalten den Alltag beherrschen. „Es geht viel um das Bewusstsein“, sagt Gördü. „Ich darf jetzt darauf verzichten.“

Einen Monat lang. Am Abend des 5. Mai begann in diesem Jahr für Millionen Muslime auf der ganzen Welt der Fastenmonat Ramadan, ein Monat des Verzichts und der Spiritualität, idealerweise ein Monat der inneren Einkehr. In den neuen Schlafrhythmus müssten sie sich noch einfinden, erzählen Gördü und Taşkaya, das sei vielleicht das Schwierigste am Anfang, der Tagesbeginn in der Nacht, der unterbrochene Schlaf. Man könne es aber auch umdeuten, die gewonnenen Stunden für Gebete nutzen, für die Lektüre von Büchern, die sich schon seit Langem auf dem Beistelltisch stapeln. Die beiden Wienerinnen bereiten sich also auf einen Monat vor, in dem sie sich selbst, die Familie und die Umgebung viel bewusster wahrnehmen würden. Der heilige Fastenmonat gehe schließlich über den Essensverzicht hinaus. „Die Achtsamkeit rückt in den Vordergrund. Ich frage mich: Was kann ich besser machen? Welche Dinge würde ich gern an mir verändern?“

Von Sonnenaufgang bis Sonnenuntergang verzichten fastende Muslime auf jegliche Nahrungsaufnahme, auf Genussmittel, auf schlechte Angewohnheiten wie Wut und Schimpfen. Der islamischen Überlieferung zufolge wurde der Koran in diesem Monat herabgesandt, in der Nacht der göttlichen Bestimmung, wiewohl der genaue Tag nicht bekannt ist. Das Fasten in diesem Monat schreibt der Koran in der Sure 2 vor, „auf dass ihr gottesfürchtig werdet“. „An Ramadan“, sagt Gözde Taşkaya, „komme ich mehr zur Ruhe und zum Zuhören, anderen Menschen und meinem Inneren.“ Und man übe sich in Geduld, gezwungenermaßen, aber auch erfreulicherweise.

Abkehr von sozialen Medien. Die Studentin Gördü und die Multimedia-Designerin Taşkaya sind über ihre Familien sehr früh mit Ramadan in Berührung gekommen, ehe sie sich in ihren Teenagerjahren bewusst an die Fastenregeln hielten. Beide sind innerhalb der muslimischen Community engagiert, aktivistisch unterwegs.

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