Umfrage: Brexit-Partei stärker als Labour und Tories zusammen

FILE PHOTO: Brexit Party campaign event in Houghton-le-Spring
FILE PHOTO: Brexit Party campaign event in Houghton-le-Spring(c) REUTERS (Scott Heppell)
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Die neue Partei von Nigel Farage liegt in einer Umfrage deutlich vor Labour und Tories.

Die neu gegründete Brexit-Partei des EU-Gegners Nigel Farage steuert in Großbritannien auf einen haushohen Sieg bei der Europawahl zu. Die britischen EU-Gegner können laut einer am Sonntag veröffentlichten Umfrage womöglich mehr Stimmen holen als die regierenden Konservativen und die oppositionelle Labour-Partei zusammen.

Während sich Farages Partei auf 34 Prozent verbesserte, rutschten die Tories von Premierministerin Theresa May mit Zustimmungswerten von elf Prozent auf den vierten Platz ab. Die Labour-Partei liegt in der von der Zeitung "The Observer" veröffentlichten Umfrage bei 21 Prozent. Die konservativen Tories wurden von den pro-europäischen Liberaldemokraten überholt, die zwölf Prozent erreichten.

Innerhalb von zwei Wochen konnte die Brexit-Partei um sechs Prozentpunkte zulegen. Ihr Vorsprung auf die Labour-Partei, die in der jüngsten Umfrage sieben Prozentpunkte einbüßte, beträgt nunmehr 13 Punkte.

Auch Liberaldemokraten haben zugelegt

Die Liberaldemokraten, die gegen einen EU-Austritt Großbritanniens sind, legten im Vergleich zur Befragung vor zwei Wochen um fünf Prozentpunkte zu. Für die Umfrage erhob das Forschungsinstitut Opinium in der vergangenen Woche online die Wahlabsichten von gut 2000 repräsentativ ausgewählten Briten.

Ginge es um eine Parlamentswahl in Großbritannien, sähen die Mehrheitsverhältnisse allerdings anders aus: In einer aktuellen Umfrage für den "Sunday Telegraph" liegt Labour mit 28 Prozent vorne, gefolgt von den Tories mit 22 Prozent und Farages Partei mit 21 Prozent.

Die Brexit-Partei wirbt im Europa-Wahlkampf um die Stimmen von Briten, die verärgert über das Scheitern der Regierung sind, Londons Austritt aus der EU wie geplant abzuschließen. Farage war einer der Hauptinitiatoren des Referendums über den Austritt Großbritanniens aus der EU. Er hatte 1993 die rechtspopulistische UKIP mitgegründet und führte die Partei 2014 als stärkste britische Kraft ins Europaparlament.

Nach dem Brexit-Votum im Jahr 2016, bei dem sich 52 Prozent der Briten für den EU-Austritt aussprachen, gab Farage den UKIP-Parteivorsitz ab. Im vergangenen Dezember trat er schließlich aus und übernahm im März die Führung der neuen Brexit-Partei.

Großbritannien muss an Wahl teilnehmen

Die Europawahl findet in Großbritannien am 23. Mai statt. Das Land muss an dem Urnengang teilnehmen, weil im Parlament bisher keine Mehrheit für den Austrittsvertrag zustande kam, den die Regierung May mit Brüssel ausgehandelt hat. Der Brexit-Termin wurde deshalb zunächst auf April und schließlich auf den 31. Oktober verschoben.

Ein erneuter Aufschub steht nach Einschätzung des sozialdemokratischen Spitzenkandidaten bei der Europawahl, Frans Timmermans, derzeit nicht zur Debatte. "Wenn es bei der jetzigen Hängepartie bleibt, dann ist wirklich am 1. November Schluss", sagte Timmermans dem "Tagesspiegel am Sonntag".

Eine weitere Verlängerung sei nur denkbar, "wenn sich die Verhältnisse in London verändern", sagte Timmermans. Derzeit sind allerdings weder Neuwahlen noch ein zweites EU-Referendum in Großbritannien in Sicht.

(APA/AFP)

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