Sag doch nicht Pfannkuchen zu einer Palatschinke!

Themenbild: Pancakes mit Eis und Schokosoße.
Themenbild: Pancakes mit Eis und Schokosoße.(c) imago images / Photocase
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Woher der österreichische Begriff für Eierkuchen kommt? Reden wir bei einer Golatsche darüber.

Es gehört zu den unausrottbaren Kalauern des bundesdeutsch-österreichischen Missverständnisses, dass in Palatschinken Schinken steckt („Und wo ist da der Schinken? Höhö!“). Natürlich, so einfach herleiten wie Eierkuchen oder Pfannkuchen lässt sich die österreichische Variante nicht, aber Hexerei ist es auch keine. Man muss nur die ähnlich lautenden Begriffe aus dem Tschechischen („palačinka“) oder dem Ungarischen („palacsinta“) ein Stück weiter verfolgen, dann landet man beim rumänischen „placinta“, einer Art Pastete. Von da ist es nicht weit zum lateinischen placenta, was Kuchen bedeutet. (Und ja, der Mutterkuchen hat dieselbe Wurzel.) Die in Streifen geschnittene Palatschinke für die Suppe kommt wiederum vom lateinischen Verb frigere – also rösten. Über das Italienische kam das daraus gebildete Substantiv frittata ins Deutsche, wo es als Frittate bekannt ist. (In Österreich wird es „Fritatte“ ausgesprochen und gelegentlich findet sich diese Variante auch auf heimischen Speisekarten.)

Aber zurück zu einem weiteren urösterreichischen Begriff mit interessanter Geschichte – der Golatsche. Die hat ihren Ursprung im slawischen Kolo, wo es für Rad steht. Eine Art runder Kuchen machte von diesem Wort aus Karriere in den slawischen Sprachen. Es bezeichnet ein Gebäck, das oft bei Hochzeitsritualen eine Rolle spielt. Von polnischen Kołaczyki über tschechische Koláč bis zum Kolač am Balkan – je nach Region versteht man unterschiedliche Dinge darunter. Die österreichische Kolatsche wiederum erinnert kaum mehr an den slawischen Ursprungsgedanken – denn sie ist eckig. Und wird, mit harten und weichen Konsonanten nimmt man es ja nicht so genau, zur Golatsche. Für manche bedeutet eine Golatsche nach einem Auslandsaufenthalt ein Stück Identität, ein Stück Heimat. Und das Beste – man spart sich den Kalauer mit dem Schinken!

E-Mails an: erich.kocina@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 13.05.2019)

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