Ein Schlachtross

Er wird siebzig und hat daher schon einiges erlebt, erlitten und bejubelt: Hans Mahr, zuerst „Krone“-Reporter, dann deren Geschäftsführer, Falco-Manager, Gratz-Sekretär, heute Medienberater in Köln.

1983 war er mit Karl Blecha und Helmut Zilk im Wahlkampfteam für die SPÖ. Der schon kranke Bruno Kreisky wollte es noch einmal wissen. Man präsentierte die Ausgangslage auf schwarzen Tafeln, alles originale Kreisky-Zitate. Der „Alte“ regte sich fürchterlich auf: „Das stimmt ja gar net!“ – „Aber das sind Ihre Worte, Herr Bundeskanzler.“ Kreisky: „Nein, nein, da habt's mich missverstanden“. Schriftliche Festlegungen gab es in diesem Wahlkampf keine einzige mehr.

Drei Tage vor der Wahl kündigte sich überraschend ein TV-Kamerateam für den Abend im „Haus der Begegnung“ in der Donaustadt an. Interne Besprechung: Ein schmuckloser Saal, viele ältere Mitbürger, viele rote Fahnen mit drei Pfeilen – fürs TV abstoßend. Innerhalb von Stunden wurde alles umgepolt, erzählt Mahr: Blumenarrangements, rot-weiß-rote Fahnen an den Wänden, die Mitglieder des damaligen Jugendclubs der Zentralsparkasse zahlreich und strategisch im Saal verteilt und beim Eintreten von Kreisky die Bundeshymne. Die Genossen waren zufrieden: Es war ein bisschen ungewöhnlich, aber viel schöner als normal. (hws)

Reaktionen an:hans-werner.scheidl@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 13.05.2019)

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