Agrana: Saure Zahlen für den Zuckerkonzern

Für das laufende Jahr ist Agrana-Chef Johann Marihart positiv gestimmt.
Für das laufende Jahr ist Agrana-Chef Johann Marihart positiv gestimmt.(c) APA/HERBERT PFARRHOFER
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Der Verfall des Zuckerpreises brockte dem börsenotierten Frucht-, Zucker- und Stärkekonzern Agrana voriges Jahr einen deftigen Gewinnrückgang ein. Heuer soll es besser werden.

Wien. Zwölf Grad und Regen, und das mitten im Mai: Dieser Tage finden sich genug Gründe, um über das Wetter zu jammern. Aber nicht für Johann Marihart. „Bei Regen ist die Stimmung gut“, sagte der Vorstandschef der österreichischen Agrana am Montag vor Journalisten. Klar: Wenn es regnet, sprießen die Rüben, das freut die Bauern und ihre Abnehmer. Aber Mariharts Freude war nicht ungetrübt. Er musste die schlechteste Bilanz seit fünf Jahren präsentieren. Das Konzernergebnis sackte im Geschäftsjahr 2018/19 um fast 80 Prozent auf 30,4 Mio. Euro ab. Der Umsatz sank um 4,8 Prozent auf 2,4 Milliarden Euro.

Bei der Agrana hat man dafür vor allem eine Erklärung: das Ende der Zuckerquote in der Europäischen Union. Im Herbst 2017 ist die EU-Zuckermarktordnung ausgelaufen, die Produktion und Preise des süßen Rohstoffes reguliert hatte. Die Folge waren Überproduktion und sinkende Preise. Und schlechtere Zahlen für Zuckerproduzenten wie die Agrana und ihren deutschen Miteigentümer Südzucker. Der Umsatzrückgang des Gesamtkonzerns sei im Wesentlichen auf den Zuckerbereich zurückzuführen, hieß es bei der Bilanzpräsentation. Im Frucht- und Stärkebereich konnte das im ATX gelistete Unternehmen sogar leicht zulegen. Im Segment Zucker sank der Umsatz aber um satte 23 Prozent auf 501 Millionen Euro. Das Betriebsergebnis (Ebit) war im Bereich Zucker sogar mit 62 Mio. Euro im Minus, nach plus 35 Mio. Euro im vorigen Geschäftsjahr. „Wir hoffen, den Tiefstand durchschritten zu haben, was die Zuckerpreise betrifft“, sagte Marihart.

Weniger Anbaufläche

Auch Finanzvorstand Stephan Büttner zeichnete ein düsteres Bild. „Die Zuckermisere schlägt voll durch“, sagte er. Es sei nicht gelungen, das durch andere Geschäfte zu kompensieren. „Im Segment Zucker müssen wir uns etwas einfallen lassen“, so Büttner. Denn nicht nur der Zuckerpreis ist problematisch, sondern auch die verfügbare Menge. Die beiden Zuckerfabriken der Agrana in Österreich seien zuletzt nicht ausgelastet gewesen, weil es nicht genug Zuckerrüben gegeben habe. Wegen des Rübenrüsselkäfers gab es weniger Anbaufläche. Die Agrana unterstützt die Rübenbauern deshalb im Kampf gegen den Schädling, der voriges Jahr vor allem im Marchfeld sein Unwesen getrieben hat und heuer im Raum Tulln, Wagram und Stockerau aufgetaucht sei. Man werde jedenfalls alles tun, um die Anbaufreudigkeit nicht nur zu halten, sondern auch zu steigern, sagte Marihart.

Die Agrana investierte voriges Jahr kräftig. Wobei mit 97 Mio. Euro das meiste Geld in den Bereich Stärke floss: etwa in die Erweiterung der Weizenstärkeanlage in Pischelsdorf und einen neuen Kartoffelstärketrockner in Gmünd. Außerdem steckte man Geld in den Bau eines zweiten Fruchtzubereitungswerkes in China und die Produktion von Karottensaftkonzentrat in Ungarn. In Summe investierte der Börsenkonzern im abgelaufenen Geschäftsjahr 184 Mio. Euro, um über 40 Mio. Euro mehr als ein Jahr davor.

Aktie reagierte kaum

Mit dem abgelaufenen Geschäftsjahr könne man „zweifellos nicht zufrieden sein“, sagte der langjährige Vorstandschef Marihart. Der Konzern soll trotzdem eine Dividende von einem Euro je Aktie ausschütten – nach 1,125 Euro im vorigen Geschäftsjahr. Für die nahe Zukunft gab sich Marihart positiv: Für das laufende Geschäftsjahr rechne man „wieder mit einem deutlich besseren Gesamtergebnis“, das besonders von einem Ebit-Anstieg im Fruchtsegment kommen solle. Die Agrana-Aktie reagierte kaum auf die schlechten Bilanzzahlen. (hie)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 14.05.2019)

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