Klage gegen Unterweger-Buch

Jack Unterweger, 1994.
Jack Unterweger, 1994.(c) APA (GEORGES SCHNEIDER)
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Das Prozesstagebuch des als Serienkiller verurteilten Jack Unterweger sorgt bei Erscheinen für Wirbel: Verteidiger Georg Zanger klagt Herausgeberin Astrid Wagner.

Wien. Jack Unterweger saß wegen Frauenmordes im Gefängnis, wurde dort zum „Häfenliteraten“. Nach seiner Entlassung landete er wieder vor Gericht – und wurde erneut (erstinstanzlich) verurteilt. Wegen neunfachen Frauenmordes. Danach erhängte er sich. Sein Prozesstagebuch von damals sorgt nun, 25 Jahre später, für Streit.

Wie berichtet, hat Anwältin Astrid Wagner, seinerzeitige Vertraute Unterwegers, dessen Aufzeichnungen als Buch herausgebracht, Titel: „Ich habe wie eine Ratte gelebt“ (Seifert-Verlag). Unterwegers damaliger Verteidiger, Georg Zanger, verfasste daraufhin eine Klage gegen Wagner, Streitwert: 67.200 Euro. Darin wird die Unterlassung der Veröffentlichung des Buches begehrt. Denn: „Jack Unterweger hat dem Kläger (also Zanger, Anm.) das Werknutzungsrecht an allen von ihm geschaffenen Werken (. . .) übertragen.“ Der Klage beigestellt ist ein an das Handelsgericht Wien adressierter Antrag auf Erlassung einer einstweiligen Verfügung. So soll der Verkauf des Buches gestoppt werden.

Wagner erklärte der „Presse“, dass sie sehr wohl die Rechte innehabe. Ihr lägen auch die alten Originalmanuskripte vor. Auch seitens des Seifert-Verlags hieß es, dass die Rechte vorab geprüft worden seien. Der Anwalt von Wagner und dem Verlag, Wolfgang Blaschitz, sagte, er warte nun auf Zustellung der Klage. Eine einstweilige Verfügung gebe es bis jetzt nicht. Er werde jedenfalls diverse rechtliche Gegenmaßnahmen ergreifen.

Buch zum Teil erhältlich

Zuletzt ist (laut Verlag) mehreren Buchhandlungen ein Schreiben Zangers zugegangen. Darin wird zur Unterlassung der Veröffentlichung aufgefordert. Bemerkenswert: Dem Papier wurde die Klage gegen Wagner beigelegt. Zanger selbst wollte nichts dazu sagen („Kein Kommentar“). Nun haben offenbar einige Buchhandlungen das Werk aus Vorsicht aus dem Sortiment genommen. Andere nicht. So lagen etwa in der Thalia-Filiale Wien Mitte am Montag druckfrische Exemplare auf.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 14.05.2019)

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