Festwochen: Stummfilm-Porno gegen Sexismus

„Episodes of Life“ als unfreiwillige Aktionismus-Parodie.

Es klang vielversprechend: Der Schwede Markus Öhrn, ein auf Gewaltschocker abonnierter Stammgast der Wiener Festwochen, nimmt sich in „3 Episodes of Life“ der MeToo-Debatte an, zeigt Sexismus in dem ihm geläufigen Künstlermilieu und greift als Mittel zum guten alten Stummfilm mit Live-Musikbegleitung zurück. Aber die erste Episode am Sonntag machte wenig Lust auf die folgenden. Die Geschichte von der Performancetänzerin und dem Regisseur geriet zum eintönigen Softporno, in dem sich vier nackte, maskierte Frauen immer obszöner ineinander verkeilen, unter den notgeilen Blicken des Produzenten. Nachdem die Neue ein großes Geschäft verrichtet hat (so schlimm banal klingen leider auch die eingeblendeten Texte), wird sie von den drei Profis mit Sperma, Kot und Menstruationsblut eingerieben, worauf das Gewoge von Neuem losgeht. Tatsächlich gedreht wurde sichtlich mit Buttermilch, Nutella und Ribiselsaft. So fügt sich alles zur unfreiwillige Parodie auf den Aktionismus, der in Wien seine Hauptstadt hatte. Ein Griff ins Klo. (gau)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 14.05.2019)

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