Drohen, im Sinn der Glaubwürdigkeit

Manchester City Manager Pep Guardiola.
Manchester City Manager Pep Guardiola.(c) imago images / Focus Images (Russell Hart)
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Champions League ohne Manchester City? Englands Meister droht die Uefa-Sperre wegen Verstößen gegen das „Financial Fair Play“ – die neue Saison wäre davon aber noch nicht betroffen.

Manchester. Champions League ohne Englands aktuellen Meister? Das ist weder ein Foul noch ein Denkfehler, sondern aktuell das Thema im europäischen Klubfußball: Manchester City droht tatsächlich der Ausschluss aus der kommenden CL-Saison. Die „Citizens“ sollen, laut einem Bericht der „NY Times“, bei der Uefa-Prüfung im „Financial Fair Play“ „durchgefallen“ sein. Die Finanzkontrollbehörde werde daher die Empfehlung abgeben, City aus der Königsklasse auszuschließen.

Die Uefa hat im März Ermittlungen eingeleitet. Dabei ist es um Vorwürfe gegangen, die im Zuge einer Hackerattacke gegen den von Abu Dhabis Herrscherfamilie bezahlten Verein aufgetaucht sind. Man habe die Fußballunion getäuscht, Regeln umgangen: Citys Sponsoren sollen weniger Geld an den Klub überwiesen haben als angegeben. Scheich Mansour bin Zayed al-Nahyan soll verschleierte Zahlungen getätigt haben.

Seit 2010 gilt eigentlich das Financial Fair Play (FFP). Dessen Kernpunkt ist, dass Klubs binnen dreier Jahre nicht mehr Geld ausgeben sollten, als sie einnehmen. Die Folge? Manchester City wurde 2014 bereits zu einer Strafe von 49 Millionen Pfund (56,75Mio. €) verurteilt. Paris SG – nein: Katar entrichtete auch das gleiche „Körberlgeld“. Munter eingekauft wurde trotzdem – und Ablösesummen wurden parallel dazu immer absurder. City gab bereits in den vergangenen vier Jahren über eine Milliarde Euro für neue Spieler aus.

Die erste Reaktion der Citizens war Krisen-PR in höchster Güte – man begrüßte den Schritt. So hätte man alle Möglichkeiten, Vorwürfe zu entkräften. Die weiteren Ausführungen jedoch überzeugten nicht. Somit hat Belgiens ehemaliger Regierungschef Yves Leterme, 58, als Leiter der Finanzkontrollbehörde das letzte Wort. Er soll noch im Lauf dieser Woche der zuständigen Disziplinarkammer seine „Empfehlung“ abgeben.

Dass City in der nächsten Saison nicht mitspielen wird, scheint trotzdem ausgeschlossen. Im Fall der Sanktion ist der Einspruch ein legitimes Mittel, der sechsmalige Premier-League-Sieger würde dafür bis vor den Internationalen Sportgerichtshof (CAS) ziehen. Und das dauert.

Salzburgs neue Festspiele

Während man sich in Manchester (pro forma) in Ungewissheit wähnt, ist Salzburgs erste Teilnahme an der Königsklasse nach elf Qualifikationsflops unumstößlich. Der Double-Sieger hat sich das durch Europa-League-Erfolge in der Fünfjahreswertung erarbeitet, abgesichert ist der Fixplatz durch den Umstand, dass sich der neue CL-Sieger über seine Meisterschaft qualifiziert. Sowohl Liverpool als auch Tottenham, sie bestreiten das Finale am 1. Juni in Madrid, beendeten die Premier League in den Top vier.

In Salzburg freut man sich über Einnahmen von über 30 Mio. Euro (Startgeld, TV-Prämien etc.). Das Verlangen, Stars wie Messi oder Ronaldo in der Festspielstadt (Auslosung: 29. 8.) zu sehen, rückt manch Vereinswechsel in ein anderes Licht. Ob Schlager, Lainer oder Samassekou und andere bleiben?

Die Bullen dürften aus Topf drei gezogen werden. Damit ist ein Duell mit Barcelona oder Juventus möglich, in Topf zwei ruhen Größen wie Real, Chelsea und wer weiß: Bayern? Österreichs Serienchampion steigt jedenfalls am 18./19. 9. ins Geschehen ein.

Mit dem vielen Geld werde man vernünftig umgehen, beteuert Sportdirektor Christoph Freud. Davon hat man ob der Nähe zu Red Bull (für österreichische Verhältnisse) ohnehin mehr als genug, Salzburgs Haupteinnahmequelle bleiben also weiterhin Transfers. Dass es fortan nicht mehr vorrangig nur Leipzig, sondern andere Abnehmer geben dürfte, liegt auf der Hand. Dieses Geld wird Österreichs Fußball verändern, aber im internationalen Vergleich rein gar nichts bewirken. Klubs wie City spielen in einer anderen (Geld-)Liga. (fin)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 15.05.2019)

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