Deutschland: "BIP-Plus kein Grund zur Entwarnung"

Exportweltmeister Deutschland im Aufwind
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Dank der guten Binnenkonjunktur hat die deutsche Wirtschaft auf den Wachstumspfad zurückgefunden. Für eine Entwarnung sei es noch zu früh, so Experten.

Die deutsche Wirtschaft hat im ersten Quartal dank der guten Binnenkonjunktur auf den Wachstumspfad zurückgefunden. Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) legte von Jänner bis März um 0,4 Prozent zum Vorquartal zu, wie das Statistische Bundesamt am Mittwoch in einer ersten Schätzung mitteilte. Befragte Banken-Ökonomen hatten im Schnitt ebenfalls mit plus 0,4 Prozent gerechnet.

In der zweiten Jahreshälfte 2018 war der Aufschwung zum Stillstand gekommen: Im dritten Quartal schrumpfte Europas größte Volkswirtschaft um 0,2 Prozent. Es folgte eine Stagnation im Schlussvierteljahr. Dazu trugen Sondereffekte bei wie die holprige Umstellung auf den Abgasprüfstandard WLTP in der Autoindustrie sowie das Niedrigwasser auf dem Rhein, das die Chemieindustrie belastete.

Der deutsche Wirtschaftsminister Peter Altmaier sieht die deutsche Wirtschaft nach dem robusten Jahresauftakt noch nicht übern Berg. "Das Wachstum im ersten Quartal diesen Jahres ist ein erster Lichtblick nach zwei Quartalen ohne Wachstum, vor allem dank einer guten Binnenwirtschaft", erklärte Altmaier am Mittwoch auf Anfrage der Nachrichtenagentur Reuters. "Gleichwohl ist es kein Grund zur Entwarnung."

Handelskonflikte belasten

Die internationalen Handelskonflikte seien schließlich ungelöst. "Wir müssen weiter alles daran setzen, dass wir schnell tragbare Lösungen finden, die freien Handel ermöglichen", betonte Altmaier. "Davon profitieren alle."

Der CDU-Politiker forderte zugleich Entlastungen für die Wirtschaft. "Dazu gehören insbesondere weitere Bürokratieentlastungen", erläuterte er. "Auch halte ich Entlastungen bei der Körperschaftsteuer, beim Soli oder auch bei den Energiepreisen weiter für möglich und notwendig."

Trotz des robusten Auftakts droht ein schwaches Jahr 2019: Die deutsche Regierung und EU-Kommission rechnen jeweils nur mit einem BIP-Anstieg von 0,5 Prozent, nachdem es 2018 noch zu 1,4 Prozent gereicht hatte. Hintergrund sind zahlreiche Risiken. Dazu zählen ein Brexit ohne Abkommen sowie die Handelskonflikte der USA mit China und der EU.

"Die deutsche Wirtschaft hat einen vielversprechenden Start ins Jahr 2019 hingelegt", so Bank-Ökonom Andreas Rees von der Unicredit. "Das Wachstum war deutlich stärker, als man das noch vor wenigen Wochen erwarten konnte." Positiv sei vor allem der kräftige Wachstumsbeitrag aus dem Inland. Für eine Entwarnung sei es "allerdings noch zu früh".

(APA/Reuters)

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