May will Anfang Juni im Parlament über den Brexit abstimmen lassen

Theresa May wartete an ihrem Amtssitz in London am Dienstag auf Beusuch von Nato-Generalsekretär Jens Stoltenberg.
Theresa May wartete an ihrem Amtssitz in London am Dienstag auf Beusuch von Nato-Generalsekretär Jens Stoltenberg.REUTERS
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Die britische Premierministerin plant eine Abstimmung über den Brexit-Vertrag in der Woche ab 3. Juni. Zuvor will sie noch intensiv mit der Labour-Partei verhandeln.

Nach drei gescheiterten Versuchen will die britische Premierministerin Theresa May ihren Brexit-Deal zum Ausstieg aus der Europäischen Union über einen Umweg erneut ins Unterhaus des Parlaments bringen:

Die Abgeordneten sollen in der ersten Juni-Woche nicht über das umstrittene Austrittsabkommen selbst, sondern über das britische Gesetz zur Umsetzung des Abkommens abstimmen, wie ihr Sprecher nach einem Gespräch zwischen May und Labour-Oppositionsführer Jeremy Corbyn am Dienstagabend sagte.

"Wir erreichen den Moment der Wahrheit", sagte ein Minister der Zeitung "The Times". Der Zeitpunkt für die Abstimmung ist denkbar ungünstig: Vom 3. bis 5. Juni ist US-Präsident Donald Trump zu einem Staatsbesuch in London. Zudem sägen Brexit-Hardliner an Mays Stuhl und verlangen offen ihren Rücktritt.

Mit der Verabschiedung des Gesetzes könnte die Notwendigkeit einer separaten Zustimmung zum Brexit-Abkommen aufgehoben werden. Es ist aber unklar, ob Labour-Abgeordnete mit May stimmen werden.

Nordirische DUP will wieder dagegen stimmen

Der frühere Nordirland-Minister und Brexit-Hardliner Owen Paterson kündigte jedenfalls am Mittwoch ein erneutes Nein der Mehrheit einer euroskeptischen Gruppe in der Tory-Unterhausfraktion an. "Traurigerweise werden wir wieder dagegen stimmen, (...) weil das die Austrittsvereinbarung nicht essenziell ändert, die inakzeptabel ist, zumal uns von 27 Ländern Gesetze oktroyiert werden, in die wir nicht einbezogen waren", sagte Paterson dem Sender BBC. Auch die nordirische DUP, Mehrheitsbeschafferin der konservativen Regierung, sei ablehnend, da das Brexit-Abkommen Nordirland enger an die EU binde als den Rest Großbritanniens, ergänzte Paterson, "und das bedeutet, das könnte damit enden, dass auch Schottland folgen will und das ist wirklich gefährlich für die Einheit (des Vereinigten Königreichs)".

Die mit der EU ausgehandelte Frist für den EU-Austritt läuft bis 31. Oktober, aber May will den Brexit vor der Sommerpause des Parlaments Ende Juli über die Bühne bringen. Das ursprüngliche Datum, der 29. März, verstrich, weil das Parlament in London dem von May ausgehandelten Austrittsvertrag nicht zustimmte.

Verhandlungen mit Labour in der Sackgasse

Die konservative Regierungspartei verhandelt seit gut sechs Wochen mit der Labour-Opposition über einen Ausweg aus der Sackgasse. Ziel sind Zugeständnisse beider Seiten, damit genügend Labour-Abgeordnete Mays Brexit-Deal unterstützen und Brexit-Hardliner in der konservativen Partei ausgebremst werden. Labour will eine Zollunion, die Großbritannien in Zukunft trotz Brexit enger an die EU bindet als bisher vorgesehen, aber das lehnen viele konservative Abgeordnete kategorisch ab. Zwar sprechen beide Seiten von konstruktiven Gesprächen, ein Kompromiss ist aber allem Anschein nach nicht in Sicht.

"Den Brexit durchzubringen ist im Interesse beider Parteien, weil die Wähler uns bei einer Neuwahl kreuzigen würden, wenn wir das Versprechen, den Brexit umzusetzen, nicht eingehalten haben", warnte Außenminister Jeremy Hunt.

Das Gesetz zum EU-Austrittsabkommen ist eigentlich reine Formsache, wäre es nach einer Zustimmung zum Brexit-Deal verabschiedet worden. Es ist nötig, um die Bestimmungen in dem Abkommen in britisches Recht umzusetzen. Das Gesetz ohne Zustimmung zum Abkommen zur Abstimmung zu stellen, ist ein letzter Versuch Mays, den Brexit wie mit der EU vereinbart voranzubringen.

(APA/Reuters)

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