Sport-Club: Die wunderbare Windstille und der Gegenwind

Wiener Neustädter Kanal
Wiener Neustädter Kanal(c) Benedikt Kommenda
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„Bei dem Wind? Da haben Sie sich was vorgenommen!“ Wie recht die ältere Spaziergängerin doch haben sollte, der ich neulich mit dem Fahrrad in Wiener Neustadt begegnet bin.

Ich hatte mich nach dem Weg nach Katzelsdorf erkundigt und auf ihre Frage, wo ich denn herkomme, geantwortet: aus Wien. Und dass ich beabsichtige, dorthin zurückzufahren. Und zwar auf dem Thermenradweg, den ich mir vor dem „Anradel“-Fest am kommenden Sonntag wieder ansehen wollte.

Der feine Radweg zwischen Wien und Wiener Neustadt misst etwa 50 Kilometer, ist Teil des EuroVelo9 von Danzig nach Pula und verläuft am Wiener Neustädter Kanal. Auf dem sind einst Kohle, Ziegel und Holz hinunter nach Wien geschifft worden. Der fast waagrechte Verlauf erlaubt gemütliches Radeln; gefeiert wird, dass zur NÖ Landesausstellung „Welt in Bewegung“ die Radstrecke „optimiert“ worden ist, wie der Wienerwald Tourismus mit leicht übertriebener Absolutheit meldet.

In der Natur – so man davon bei einer gebauten Strecke neben einem Kanal sprechen kann – bemerkt man keine großen Veränderungen. Wohl ist die Streckenführung stellenweise besser geworden – heikle Straßenquerungen, von denen eine mit „Todeskreuzung“ beschildert ist, sind trotzdem geblieben. Teile der Fahrbahn sind neu asphaltiert, andere sind und bleiben Schotterwege, zwischendurch reißen Wurzeln den Belag auf. Bei Kottingbrunn wurde aus Naturschutzgründen eine speziell strukturierte Oberfläche aufgetragen, die es Kleinlebewesen ermöglicht, beim Queren zu überleben.

Die Wegweiser sind jetzt klarer, nur da und dort zweideutig. Hier hilft eine Entdeckerkarte, die nahe Ausflugsziele und Lokale empfiehlt. Mein Ziel habe ich trotz Karte und Einheimischen-Auskunft nicht erreicht, sondern Neudörfl (Burgenland). Die Rückfahrt war dann echt windig: Die wunderbare Windstille, die ich zuvor zu bemerken geglaubt hatte, erwies sich rückblickend als Rückenwind im Fahrtempo. Und wurde so Gegenwind. Man kann aber auch mit der Bahn zurückfahren.

E-Mails an:benedikt.kommenda@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 16.05.2019)

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