ORF-Duelle: "Eigentlich sollten Sie in meinem Team die Nummer zwei sein"

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Wer lieferte sich den hitzigsten Schlagabtausch, wer harmonierte, und wer konnte (nicht) punkten? Fragen und Antworten zu „2 im Gespräch“ zur EU-Wahl im ORF.

Sieben Duelle, je zwölf Minuten: Im ORF haben sich am Mittwochabend in der zweiten Ausgabe von „2 im Gespräch“ des ORF zur EU-Wahl erneut Othmar Karas (ÖVP), Andreas Schieder (SPÖ), Harald Vilimsky (FPÖ), Werner Kogler (Grüne), Claudia Gamon (Neos) und Johannes Voggenhuber (Europa Jetzt) den Fragen der Moderatoren Lou Lorenz-Dittlbacher und Martin Thür gestellt.

Die Duelle des Abends

  • Harald Vilimsky (FPÖ) – Johannes Voggenhuber (Europa Jetzt)
  • Othmar Karas (ÖVP) – Werner Kogler (Grüne)
  • Andreas Schieder (SPÖ) – Harald Vilimsky (FPÖ)
  • Claudia Gamon (Neos) – Werner Kogler (Grüne)
  • Andreas Schieder (SPÖ) – Othmar Karas (ÖVP)
  • Claudia Gamon (Neos) – Johannes Voggenhuber (Europa Jetzt)
  • Karoline Edtstadler (ÖVP) – Harald Vilimsky (FPÖ)

Eine Änderung zu Runde eins von vor einer Woche wurde allerdings schon im Vorfeld bekannt: Die ÖVP meldete auch ihre Listenzweite Karoline Edtstadler für die Sendung an - allerdings nur für das Duell gegen FPÖ-Mann Vilimsky. „Auf der einen Seite hat man Karas, der klassische, proeuropäische ÖVP-Wähler anspricht. Auf der anderen Seite will man mit Edtstadler im rechten Lager punkten“, berichteten wir vorab - mehr zu der Strategie der ÖVP lesen Sie hier:

>> ÖVP spielt im Finish „Joker“ Edtstadler aus

Aber ging die Strategie der ÖVP auf? Im Endeffekt wohl nicht ganz. Vilimsky war erstmals in den TV-Duellen mit einem Gegner konfrontiert, gegen den er sich deutlich abgrenzen wollte - und ging nach vielen sanften Konfrontationen bei Edtstadler in die Offensive. So schleuderte er ihr gleich zu Beginn entgegen, sie müsse eigentlich „in meinem Team die Nummer zwei“ sein: „Sie spielen im völlig falschen Team.“ Inhaltlich profilieren konnte sich Edtstadler in den rund zwölf Minuten des Duells nicht so recht, weil Vilimsky immer wieder die von ihm geortete „Zerrissenheit“ der ÖVP durch Edtstadler und Karas thematisierte. Die Staatssekretärin stellte sich zur Abgrenzung dafür als die Proeuropäerin mit türkis-blauem Regierungshintergrund dar: Sie verwies auf die Parteienfamilie der FPÖ im Europäischen Parlament, wo Kräfte tätig seien, die die EU auflösen wollten. „Das ist die Wahrheit und das muss man auch sagen“, meinte Edtstadler, die (noch) nicht über eine mögliche Rolle als EU-Kommissarin sprechen wollte. Eine Rolle, die Vilimsky so beschrieb: „Da machen Sie dann Richtlinien und Vorschriften.“ 

Welches Thema dominierte die Sendung? Der Geruch von Pommes-Frittierfett lag auch am Mittwochabend in der Luft. Die Aussage von Kanzler Sebastian Kurz (ÖVP), er wünsche sich, 1000 Verordnungen auf EU-Ebene zu streichen (als Beispiel hatte er die „Pommes-Verordnung“ genannt, die eigentlich dazu dient, krebserregende Stoffe in Lebensmitteln zu verhindern), führte zu Fragen zu Subsidiarität und Bürokratieabbau. Außerdem diente der Pommes-Sager als Blitzableiter für jene Kandidaten, die mit ÖVP-Spitzenmann Karas diskutierten. Karas hatte zuletzt Kurz' Aussagen unterstützt. Besonders sauer war darüber der Grüne Kogler, der Karas „Selbstverleumdung“ vorwarf - und der ÖVP ein „Reindreschen auf Europa“. Die ÖVP gehe den Weg der Scheinheiligkeit, „denen ist überhaupt nichts mehr heilig“, meinte Kogler: Wer Karas wähle, könne auf keinen Fall mehr ÖVP wählen, man bekomme dafür mittlerweile blaue Politik. Eigentlich müsse man dies aber mit Kurz besprechen, fügte der Grüne hinzu, worauf Karas zurückgab: „Seien Sie froh, dass ich hier bin.“ 

Wer fiel auf – und wer nicht? Vilimsky, mit Dauerlächeln auf dem Lippen und besonders sanfter Stimme (Voggenhuber schenkte ihm dafür ein Stück Kreide), konnte mit seiner Strategie - nämlich Angriffsfläche bieten, der Gegner reagiert - nicht mehr übermäßig auffallen. Eine Überraschung war indes Andreas Schieder, der sich mal ruhig und nachdenklich, mal auf Angriff gebürstet gab. Er versuchte es in seinem Duell mit dem FPÖ-Spitzenkandidaten nicht nur mit der Macht des Reims - Vilimsky sei „ehrlich, aber seine Politik ist gefährlich“ -, sondern auch über die inhaltliche Flanke, Schlagwort Großkonzerne, Schlagwort soziales Europa. Das ließ Vilimsky tatsächlich ein wenig verloren zurück - weil er Schieders Vorstöße zwar oft inhaltlich bejahte, dann aber immer einen Grund mitschicken musste, warum dies nicht gehe. Nur: Ein „Ja, aber“ klingt nicht besonders knackig.

Wer lieferte sich den hitzigsten Schlagabtausch? So kurz vor der Wahl spürt man deutlich, dass die Kandidaten einander gegenseitig die Stimmen wegnehmen wollen. Deutlich um Wähler warb Kogler im Duell mit Neos-Frontfrau Gamon. Er versuchte etwa mit der Spenderliste des liberalen EU-Klubs Alde, in dem auch die Neos vertreten sind, Gamon aus der Reserve zu locken. Die probierte, den grünen Spitzenkandidaten häufig mit einem „Herr Kogler, Herr Kogler, Herr Kogler“ zu unterbrechen, um dann zu antworten: „Ich finde diese Art wirklich nicht gut.“ Das Duell zwischen den beiden verlief hitzig, wenn auch der Schluss mit einem etwaigen Blick in die Zukunft endete. „Wir wollen mit den Wählern in die Vereinigten Staaten von Europa“, schloss Gamon - „ja, da treffen wir uns dann“, meinte Kogler.

Wer harmonierte? Auf eine erfrischende Art: Karas und Kogler. Karas, der Vortragende, der von sich selbst gern in der dritten Person spricht, und Kogler, der Dazwischenkommentierende, der sich häufig der Mundart bedient, hatten zusammen einen gewissen Unterhaltungswert. Gut zuhören konnte man bei Gamon und Voggenhuber: ein inhaltlich in die Tiefe gehendes Gespräch.

Was zieht sich durch?Wie schon auf Puls 4 drohte Voggenhuber an, „ich könnte meine Zeit mehrfach überziehen“, um über Leibthemen zu sprechen. Die Reaktionen der Moderationnen da wie dort: ein ehrliches „Bitte nicht“.

Taferl des Abends: Schieder warb offen um FPÖ-Wähler - und ließ sich dafür an der Stelle Vilimskys in ein Wahlplakat der Freiheitlichen hineinmontieren. Slogan: „SPÖ voten statt identitäre Chaoten“.

Versprecher des Abends: Vilimsky will „weniger an Kooperation haben, dafür mehr und effizienter“.

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