Muchitsch fordert elektronische Arbeitszeit- und Baucard

Die Gewerkschaft fordert "lückenlose Aufzeichnungen".
Die Gewerkschaft fordert "lückenlose Aufzeichnungen". (c) Bruckberger
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Der Baugewerkschafter will den Spruch des EuGH zu den Arbeitszeitaufzeichnungen für seine Branche nutzen.

Nach dem EuGH-Spruch zu Arbeitszeitaufzeichnungen fordert der oberste Baugewerkschafter Josef Muchitsch (SPÖ) für seine Branche "endlich lückenlose Aufzeichnungen" der Arbeitszeit, die es in der Praxis oft nicht gebe. Allzu oft würden "speziell bei KMU immer wieder Arbeitsstunden an der Finanz und der Sozialversicherung vorbeigeschummelt", kritisierte Muchitsch am Donnerstag.

Arbeitsministerin Beate Hartinger-Klein (FPÖ) hatte angekündigt, den EuGH-Spruch auf etwaige Auswirkungen auf die Regelungen in Österreich zu prüfen. Sie erwartete aber, dass die heimischen Regeln reichten. Die Wirtschaftskammer sagt, in Österreich passe alles mit den Aufzeichnungen. Unabhängige Arbeitsrechtler äußerten erst gestern gegenüber der APA Zweifel in Teilbereichen wie Home Office und Außendienst.

Abgabenbetrug vermeiden

Die Gewerkschaft Bau-Holz (GBH) wertete es heute als "sehr positiv, dass der EuGH klargestellt hat, dass jede einzelne Arbeitsstunde zu erfassen ist und somit auch alle Überstunden transparent werden müssen". "Wie bekannt, werden in Österreich 250 Millionen Überstunden pro Jahr geleistet, wovon 45 Millionen nicht bezahlt werden. Dieses Urteil ist nun Auftrag, transparente tägliche Stundenaufzeichnungen auch für Außendienstmitarbeiter - vom Vertreter bis zum Dachdecker - zu führen", forderte Muchitsch. So könne die Schwindelei bei Arbeitszeiten unterbunden werden. "Für die Bauwirtschaft gilt es daher, die Digitalisierung zu nutzen und eine elektronische Arbeitszeit- und Baucard einzuführen. Eine Plastikkarte - analog einer E-Card - muss endlich den Papier-Stundenzettel ablösen."

"Damit würde unseriösen Betrieben bei Lohnbetrug und Steuer- und Abgabenhinterziehung das Handwerk gelegt", ist der Gewerkschafter überzeugt. "Außerdem ist dies die Chance für noch weniger Bürokratieaufwand auf den Baustellen und ermöglicht nachvollziehbare flexible Arbeitszeiten, bei denen die Beschäftigten nicht 'überbleiben'." Eine papierlose Baustelle mit einem ehrlichen Jahresarbeitszeitmodell in der Bauwirtschaft sei möglich.

Die sogenannte Baucard wird laut Muchitsch von den Sozialpartnern seit Jahren verhandelt. Jeder Bauarbeiter soll damit ausgestattet werden und schon beim Betreten der Baustelle soll geprüft werden, ob die Arbeitnehmer korrekt bei der Sozialversicherung und der Bauarbeiter-Urlaubs- und Abfertigungskasse (BUAK) gemeldet sind. Muchitsch verweist auf viele Vorteile, die dadurch Einzug hielten.

(APA)

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