Legende Alpine: So jung, und schon wieder Klassiker

Im Geist nah am Original: Alpine A110 Légende, ab 63.900 Euro.
Im Geist nah am Original: Alpine A110 Légende, ab 63.900 Euro.(c) Die Presse (Clemens Fabry)
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Kein launiger Exote, sondern der erfrischendste Vollblutsportwagen dieser Tage: die Alpine A110 in „Légende“-Ausführung.

Immer noch staunt man über das beherzte Zupacken, die Kompromisslosigkeit, mit der Renault das Vorhaben 2017 in die Tat umgesetzt hat: Rückkehr der Alpine nach so vielen Jahren, Wiederbelebung eines Namens also, der in der Sportwagenwelt seit den Sechzigern einen speziellen Klang hat (vor allem als Urmodell A110); das macht man nicht nebenbei, und man hätte es auch grandios vergurken können. Den in Tokio einsitzenden Carlos Ghosn mag es trösten, dass dies glanzvolle Comeback in seine Amtszeit gefallen ist.

Das Gesicht, ein Klassiker modern interpretiert
Das Gesicht, ein Klassiker modern interpretiertDie Presse, Clemens Fabry

Schlüssig überführt

Aber was ist jetzt so toll an der Handvoll Auto, keine 4,2 Meter lang? Wohl die schlüssige Überführung historischer Alpine-Tugenden in die Neuzeit, in der strenge Crashtests zu absolvieren sind, auch Sportsfreunde Komfortbedarf anmelden und der Preis eine Rolle spielt. Einen launigen Exoten zu bauen, den man dann nie auf der Straße sieht, das wäre die leichtere Übung gewesen.

Die Lenkung leicht, wie das Auto selbst
Die Lenkung leicht, wie das Auto selbstDie Presse, Clemens Fabry

So aber ist ein Auto entstanden, das den historischen Konkurrenten Porsche mit dessen Einsteigerlinie auf Augenhöhe trifft und mit dem Begriff des Leichtbaus bekannt macht: Die Alpine (Werksangabe: 1103 kg) wiegt primär dank Alukarosserie über 300 kg weniger als der vergleichbare, etwas teurere 718 Cayman mit Vierzylinder und Doppelkupplungsgetriebe. Über jenes verfügt auch die A110 (1,8-Liter-Turbo, sieben Gänge), doch 252 PS reichen ihr, um besser zu beschleunigen (von null auf 100km/h in 4,5 Sekunden) als der 300 PS starke Mittelmotor-Porsche.

Wesentlich dramatischer ist der Leichtbaueffekt im sportlichen Geläuf, da man später bremsen und früher ans Gas gehen kann. Es spricht für die Qualität der Konstruktion, dass jede Giftigkeit, bei Mittelmotoren schnell ein Thema, unterblieben ist (freilich gilt das ebenso für den gutmütigen Porsche). Auch Fahrwerkshärte ist man keiner ausgesetzt, die Alpine ist im Alltag zumutbar, wenn man mit der Turnerei in Bodennähe zurechtkommt. In der Ausführung „Légende“ (ab 63.900Euro) ist man mit bequemen Sitzen von Sabelt, Multimedia-Touchscreen, Rückfahrkamera und Einparkhilfe ausgestattet, zu den empfehlenswerten Extras zählt die Hochleistungsbremsanlage (1100 Euro), die sich auf unserer Sonderprüfung nicht beeindrucken ließ, vielleicht die Alufußstütze für Beifahrer (104 Euro), wenn man mitfühlend ist, und das exzellente Soundsystem von Focal (655 Euro).

Das Fahrwerk taugt im Alltag
Das Fahrwerk taugt im AlltagDie Presse, Clemens Fabry

Wer all dies nicht an Bord nehmen will, spart mit der Variante „Pure“ abermals Gewicht (und Geld). Uns waren Dinge wie Sitzheizung und dergleichen schon recht, zumal die A110 als Fahrmaschine trotzdem nichts zu wünschen übrig ließ. Die Lenkung mag sich zunächst leichtgängig anfühlen, doch sie muss nicht viel tragen und glänzt mit Präzision und Rückmeldung, wie man überhaupt über die Vorgänge zwischen Chassis und Fahrbahn bestens informiert ist. Der Motor fröhlich röhrend, die Gänge über feststehende Paddles nachgepfeffert: Wo es schnelle Kurven gibt, ist die Alpine schon jetzt eine Legende.

Compliance-Hinweis:

Die Reisen zu Produktpräsentationen wurden von den Herstellern unterstützt. Testfahrzeuge wurden kostenfrei zur Verfügung gestellt.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 17.05.2019)

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