Die rosarote Herausforderung

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Symbolbild. (c) APA/ROBERT JAEGER (ROBERT JAEGER)
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Mit dem Kauf von UPC ist Magenta Telekom ebenfalls Komplettanbieter und will A1 Marktanteile abluchsen.

Wien. Im vorigen Juli fixierte T-Mobile den Kauf des Kabelnetzanbieters UPC um 1,9 Milliarden Euro endgültig. Es war der größte Deal in der Telekombranche seit dem Börsengang von Telekom Austria (A1). Warum hat die Österreich-Tochter der Deutschen Telekom, die jetzt Magenta Telekom heißt, so viel Geld in die Hand genommen? „Wir sind nun ebenfalls Komplettanbieter von Festnetz, sprich Breitbandinternet, und Mobilfunk und wollen Technologie- und Serviceführer werden“, lautet die Kampfansage von Magenta-Telekom-Chef Andreas Bierwirth. Was die Zahl der Kunden betrifft, liegt Magenta zwar hinter der teilstaatlichen A1 – der Marktanteil beträgt etwa 30 gegenüber 40 Prozent bei A1. „Technologisch sind wir im Festnetz zum Teil aber schon vorn – und im Mobilfunk ohnedies“, gab sich Bierwirth am Donnerstag im Klub der Wirtschaftspublizisten wenig bescheiden.

Was sich anachronistisch anhört, nämlich, dass das Festnetz Bedeutung hat, erklärt sich mit dem exorbitanten Wachstum des Datenvolumens. Es ist von 2013 bis 2018 um 2140 Prozent auf 491.364 Terabyte gewachsen, allein von 2017 auf 2018 gab es einen 38-prozentigen Anstieg. Der Grund: Vor allem in Städten erfolgt die Nutzung des Internets und von Streaming-Angeboten wie Netflix oder Amazon Prime über den festen Breitbandanschluss. Mobilfunk (4G und bald 5G), der lange als Killer für das (Glasfaser-)Festnetz und Kabel galt, sei vor allem im ländlichen Raum wichtig.

„Ich bin überzeugt, dass die Versorgung mit ultraschnellem Internet in bebauten Gebieten nur mit einer Festnetzinfrastruktur zu bewältigen ist“, sagte Bierwirth. 40 Prozent der Haushalte (in Wien sogar 90 Prozent) seien schon an das Glasfasernetz von UPC angebunden. Damit seien Übertragungsraten von einem Gigabit pro Sekunde möglich. Dafür bietet Magenta auch einen „Gigabit-Tarif“, auf den UPC-Kunden nun umsteigen können. Aber nicht nur sie: „Die Herausforderung ist, unseren Handykunden die Festnetzangebote und den UPC-Kunden unsere Mobilfunkprodukte schmackhaft zu machen – und den A1-Usern beides.“ Magenta nützt übrigens auch das großteils auf Kupfer basierende Netz von A1, denn der Marktführer muss seine Infrastruktur anderen Unternehmen zur Verfügung stellen.

16-spurige Datenautobahn

Beim neuen Mobilfunkstandard 5G sieht Bierwirth seine Firma ohnedies vorn. 5G – die 16-spurige Datenautobahn im Vergleich zur jetzigen Bundesstraße – werde den völligen Paradigmenwechsel nicht nur bei Anwendungen bringen. Sondern „das Datenvolumen wird auch dermaßen explodieren, dass das Zählen von Datenmengen absurd wird“, betonte Bierwirth. Daher werde es neue Tarifmodelle mit unlimitierten Datenmengen geben. Mehr zahlen werde man für höhere Geschwindigkeit. „Es wird neue Vorfahrtsregeln geben.“ Viel vor hat Bierwirth auch mit Magenta-TV, das per App angeboten wird. Ziel sei, über Partnerschaften Netflix und Co. zu integrieren, sodass sie über Magenta-TV abgerufen werden können. (eid)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 17.05.2019)

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