Das Match hinter der ÖVP wird spannend

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Alle reden von der ÖVP. Ob ihr das nützt? Der erste Platz wird ihr jedenfalls nicht zu nehmen sein. Dahinter wird es aber spannend.

Wien. Finale des EU-Wahlkampfs. Und alle reden von der ÖVP. Ob das so beabsichtigt war, weiß man nicht. Ob es ihr nützt, auch (noch) nicht. Und dafür, dass alle nur von der ÖVP reden, liegen die anderen Parteien auch erstaunlich stabil und gut.

Dennoch spricht einiges dafür, dass der Fokus auf die ÖVP für die ÖVP nicht schlecht ist. Denn sie erreicht damit mutmaßlich das, was in den vergangenen Wochen eher schleppend vorangegangen ist: die Mobilisierung der eigenen Anhänger.

In den Umfragen war die ÖVP stets vorn. Auch in der aktuellen Poll-of-Polls-Auswertung: Da liegt sie bei 30 Prozent. Die SPÖ folgt mit 27, die FPÖ mit 23. Neos und Grüne liegen bei je acht Prozent. 1 Europa alias Liste Pilz bei einem Prozent.

Alles andere als der erste Platz für die ÖVP am 26. Mai wäre eine Überraschung. Die wohl auch nicht stattfinden wird. Die Rolle des Spitzenkandidaten hat zuletzt der Kanzler übernommen. Denn Othmar Karas scheint im Gegensatz zu früheren EU-Wahlen nicht zu ziehen. Das schwarze Produkt Othmar Karas lässt sich anscheinend im neuen türkisen Mantel nicht wirklich verkaufen.

Spannender wird das Match dahinter. Um SPÖ und FPÖ auf Distanz zu halten, hat Sebastian Kurz zwei Varianten gewählt. Die SPÖ wird weitgehend ignoriert. Um freiheitliche Stimmen hingegen wird geworben, indem man die freiheitliche Stimmung aufnimmt, Stichwort „Schnitzel- und Pommes-Verordnung“.

Harald Vilimsky, der FPÖ-Spitzenkandidat, hat einen starken Wahlkampf hingelegt, bei den Speedduellen im TV hatte man den Eindruck, er spiele mit den Konkurrenten, zwinge ihnen jedenfalls sein Spiel auf. Angriffe lächelte er freundlich, aber bestimmt weg. Unangenehm wie beim „ZiB 2“-Auftritt fiel er nicht mehr auf. Angesichts der traditionellen Unterbewertung der FPÖ in Umfragen könnte die Partei auch diesmal besser abschneiden als erwartet.

„Schmied“ und „Schmiedl“

Ebenso professionell nach Wahlkampfmaßstäben agierte SPÖ-Spitzenkandidat Andreas Schieder. Auch er brachte seine Botschaft mit Nachdruck unters Volk, Fehler unterliefen ihm keine. Und auch Claudia Gamon (Neos) und Werner Kogler (Grüne) bedienten ihre Zielgruppen nahezu perfekt – für beide dürfte der Plafonds aber bei maximal zehn Prozent liegen. Für Johannes Voggenhuber ist selbst das weit entfernt: Das Image des grantelnden Besserwissers wurde er im Lauf des Wahlkampfs nicht mehr los, er hatte auch das Problem, dass die Grünen ein nahezu identes Programm vertraten. „Schmied“ Kogler, „Schmiedl“ Voggenhuber.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 17.05.2019)

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