63 Jahre saß Victoria auf dem Thron. Das britische Empire erklomm unter ihrer Regentschaft den Gipfel seiner Macht. Ihre Rolle interpretierte die Königin durchaus selbstbewusst.
Als sie zum ersten Mal auf dem Thron saß, reichten ihre Füße nicht bis zum Boden. Gerade einmal 18 war Victoria, als ihr durch den Tod ihres Onkels, König William IV, am 20. Juni 1837 die britische Krone zufiel. Kind-Königin nannte man sie im Volk. Doch schon damals war Victoria mehr als der äußere Schein. „Sie wollten mich wie ein Mädchen behandeln, aber ich werde ihnen zeigen, dass ich die Königin von England bin“, schwor sich die von Kindesbeinen an willensstarke junge Frau. Auch wenn sie die Bürde der Krone durchaus spürte, genoss sie gleichzeitig die Unabhängigkeit, die Aufmerksamkeit und den Glanz, den das Amt mit sich brachten.
Binnen weniger Monate etablierte sich Victoria als harte Arbeiterin, die täglich ihre Minister traf und bis spät in die Nacht arbeitete. Die Heirat mit ihrem Cousin Albert 1840 und die Geburt ihrer neun Kinder bremsten diesen Eifer nur zum Teil. Es gehöre zu den größten Mythen über Victoria, dass sie nur durch ihren Mann habe herrschen können und es nach seinem Tod nicht mehr getan habe, schreibt die Historikerin Julia Baird in der Biografie „Victoria the Queen“. Viele der Dokumente etwa, die Albert unterzeichnete, habe Victoria verfasst oder zumindest korrigiert.