Easyjet stellt sich auf Brexit-Chaos ein

Die Tankrechnung belastet schwer.
Die Tankrechnung belastet schwer. (c) REUTERS (Stefano Rellandini)
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Die Billig-Airline vervierfacht im Halbjahr fast den Verlust und will 100 Mio. Pfund einsparen.

London. Alle Airlines leiden unter den steigenden Treibstoffkosten, weil sie gleichzeitig die Ticketpreise aus Konkurrenzgründen kaum anheben können. Bei der britischen Billig-Airline Easyjet kommt als Spezifikum auch noch die Unsicherheit rund um den Brexit dazu. Die Fluglinie, die vor zwei Jahren einen Teil des Geschäfts nach Wien verlegt hat, um mit einer österreichischen Fluglizenz für die Zeit nach dem Brexit vorzusorgen, hat im Winterhalbjahr einen Verlust vor Steuern von 275 Mio. Pfund geschrieben. Das ist fast viermal so viel wie ein Jahr zuvor, als ein Minus von 68 Mio. Pfund anfiel.

Während die Passagierzahl um 13,3 Prozent auf 41,6 Millionen wuchs, legte der Umsatz nur um 7,3 Prozent auf 2,3 Mrd. Pfund zu. Auch darin spiegelt sich der Preisdruck wider. Dazu kommt eine deutliche Kapazitätsausweitung um 14,5 Prozent. Nicht alle 46,2 Millionen Sitze konnten jedoch gefüllt werden, die Auslastung sank leicht um einen Prozentpunkt auf 90,1 Prozent.

Auch für das traditionell stärkere Sommergeschäft erwartet Easyjet-Chef Johan Lundgren keine berauschende Entwicklung. Die Unsicherheit rund um den Brexit halte an, dazu komme das abgeschwächte Wirtschaftswachstum in Europa, hieß es. Die Vorausbuchungen für das dritte Quartal liegen um drei Prozentpunkte unter dem Vorjahr und für das vierte Quartal auf Vorjahresniveau. In der zweiten Hälfte des Geschäftsjahres 2018/19 dürfte der Umsatz je Sitzplatz daher etwas niedriger ausfallen.

Lundgren dreht deshalb auch an der Kostenschraube und will im laufenden Jahr mehr als 100 Mio. Pfund einsparen. Denn allein die Tankrechnung wird auf 1,4 Mrd. Pfund geschätzt.

Easyjet-Anleger ließen sich vom gestiegenen Halbjahresverlust dagegen nicht beirren. Die Titel der Billig-Airline setzten sich mit einem Plus von mehr als drei Prozent an die Spitze des Londoner Auswahlindex FTSE. Das bekräftigte Gewinnziel für das Gesamtjahr sorge für Erleichterung, schrieben die Analysten der Bank Credit Suisse. Im Windschatten von Easyjet legte Rivale Ryanair um gut ein Prozent zu.

Die größte europäische Billig-Airline legt am Montag Zahlen für das Geschäftsjahr 2018/19 (Ende März). Mit Spannung wird erwartet, wie Ryanair nach den vielen Streiks und Flugausfällen abgeschnitten hat und wie hoch der Verlust bei der Tochter Lauda war. Im dritten Quartal machte Ryanair ein Minus von 20 Mio. Euro. (eid)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 18.05.2019)

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