Aktien: Wetten auf die US-Wirtschaft

A staff member prepares a pizza at a Domino´s Pizza restaurant in Moscow
A staff member prepares a pizza at a Domino´s Pizza restaurant in Moscow(c) REUTERS (Sergei Karpukhin)
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Mit dem eskalierenden Handelskrieg steht die US-Binnenwirtschaft verstärkt im Fokus. Anlegern eröffnet das Chancen, vor allem ein bestimmtes Aktiensegment könnte profitieren.

Wien. Man könnte fast meinen, das Murmeltier grüße täglich. Just als ein Durchbruch bei den US-Gesprächen mit China in Sicht war, kam mit den jüngsten Zollerhöhungen der nächste Rückschlag. Allein in den USA könnten die Preise zahlreicher Produkte, die unmittelbar vom Handelsstreit betroffen sind, steigen. Wenn auch nicht unbedingt in voller Höhe der Zölle, erklärt Robert Lanphier, Fondsmanager des William Blair SICAV − US Small-Mid Cap Growth Fund. „Schon entlang der Wertschöpfungskette bleiben Zulieferer teils auf den Kosten sitzen.“

Die Zölle werden zudem vor allem multinationale Konzerne treffen, sind Marktbeobachter überzeugt. Viele kleinere Firmen in den USA tangieren die transpazifischen Querelen hingegen weniger: „Sie sind vor allem auf dem US-amerikanischen Binnenmarkt tätig und somit in geringerem Ausmaß vom Außenhandel abhängig“, erklärt Lanphier. Dieser geografische Schwerpunkt könnte nun umso vorteilhafter sein.

Dennoch wählt Lanphier seine Titel aus dem Universum der kleinen und mittelgroßen Firmen sehr genau, zumal es wenige Unternehmensanalysen in diesen Bereichen gibt. Da müsse man sich die Geschäftsmodelle gut ansehen. Was aber immerhin die Chancen erhöht, auf unentdeckte Perlen zu stoßen. Dazu zählt Lanphier Unternehmen mit einzigartigen Produkten oder Dienstleistungen, gepaart mit einer hohen Preissetzungsmacht.

Firmen suchen Arbeitskräfte

Solche Eigenschaften treffen sogar recht oft auf kleine und mittelgroße Unternehmen zu. Und diese Qualitäten dürften künftig sogar noch gefragter sein. Denn zusätzlich zum Handelsdisput wird die US-Wirtschaft von einer weiteren Entwicklung geprägt: Der Arbeitsmarkt sucht händeringend Arbeitskräfte. „Und das treibt allmählich die Lohnkosten an“, konstatiert Lanphier. Solide aufgestellte Unternehmen kommen damit am besten zurecht, sie können die steigenden Kosten am erfolgreichsten weitergeben. Zu diesen Unternehmen zählt er auch die Titel in seinem Portfolio.

Aber in welche Firmen investiert der Fonds konkret? Zu den größten Positionen zählen Copart, eine Online-Auktionsplattform für Autos, sowie die Costar Group, die Analysen und Dienstleistungen für die gewerbliche US-Immobilienbranche anbietet. Der Finanzsektor ist mit regionalen Banken vertreten. Auch die Pizzakette Domino's und der Immobilienmakler Colliers International Group zählen zu den Investments. Der Gesundheitsbereich wird ebenfalls abgedeckt.

IT, Technologie, Konsumgüter

Bislang konnte sich der Fonds jahrelang an der Spitze seiner Kategorie halten, das Plus auf zehn Jahre liegt bei mehr als 400 Prozent. Privatanleger können das Produkt aber erst seit dem Vorjahr kaufen (siehe Tabelle).

Auch anderen Mitbewerbern gelingt die Selektion erfolgreich, und das mit unterschiedlichen Schwerpunkten. Beim UBS Mid Caps USA macht die Informationstechnologie rund 30 Prozent aus. Investiert wird etwa in Service Now, ein Cloud-Computing-Unternehmen, und in die Software-Firma Autodesk. Nicht-Basis-Konsumgüter sind, etwa durch den Getränkehersteller Constellation Brands, ebenfalls vertreten.

Bei Threadneedle liefern sich Industrie- und Informationstechnologieaktien ein Kopf-an-Kopf-Rennen. Fondsmanager Nicolas Janvier investiert derzeit etwa in Aspen Technology, einen Softwarehersteller für die Simulierung chemischer Verfahren. Altair Engineering bietet Produktdesign- und Entwicklungssoftware an. Auch andere Sektoren sind enthalten, zum Beispiel der Modekonzern Capri Holdings.

Die Welt der „Kleinen“ ist damit durchaus vielfältig, und die Portfolios unterscheiden sich allesamt ein gutes Stück. Wie die Fondsmanager finden somit auch Anleger eine breite Auswahl vor. Bei allen Fonds müssen sie jedoch das Risiko von Kurs- und Währungsschwankungen beachten.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 18.05.2019)

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