Petra Nagenkögel: Der Moment, der kein Ende findet

„Dort“: Petra Nagenkögel über ein Argentinien, das mehr literarisch ermessen denn als etwas Greifbares beschrieben wird. Ihre Sprache ist so eindringlich, wie es Straßen und Plätze von Buenos Aires einst für die Beobachterin waren. Eine Prosa des Flanierens.

Dort“ sind Beobachtungsmosaike, immer mit der Möglichkeit versehen, sie neu zusammenzusetzen. Dort werden wir sichtbar, in der Zeit, jener alles beherrschenden, der sich alles scheinbar zu unterwerfen hat, die sich aber auflöst in diesem Text von Petra Nagenkögel über ein Argentinien, das hier mehr literarisch ermessen und erfühlt als etwas Greifbares beschrieben wird. Zu lyrisch anmutenden Prosaminiaturen geformt, fragmentarisch aneinandergereiht, und alsbald, noch im selben Moment, sind es mehr Stimmungsbilder ohne Abgrenzungen – Satzpunkte fehlen oft mit großer Verlässlichkeit, aber das stört die Bilder wenig und verstärkt bloß deren Fluss –, suchen die Texte den flüchtigen Augenblick einzufangen, festzumachen, dabei schon vollends dem nächsten ergeben. Augenblicke als Ankömmlinge und sogleich wieder Entschwundene, die „Unmittelbarkeit des Moments, der sein Ende nicht findet“, in „Dort“ immerwährend, in dem die Sätze, ihre nicht enden wollende Hingabe zur Beschreibung, nicht abreißen wollen und sich schon wiederfinden, manchmal aufgelöst in ihrem Gegenteil, weitergedacht und dabei eingebettet in ihren nächsten Bruch.

Den Schilderungen wohnt eine Ambivalenz inne, die den inneren wie äußeren Zustand dieses Landes, dieser Nation, die Topografie der argentinischen Seele in eine Sprache gießt, die so reichhaltig ist und dabei so eindringlich, wie auf den Straßen und Plätzen Argentiniens einst diese Partikel des immerzu Gegenwärtigen für die Beobachterin waren, die sie als eine Art Fundgeständnis der Beobachtung zu literarisieren wusste.

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