Die Krone fiel Victoria eher unerwartet zu. Ein Leben für die Geschichtsbücher wurde aus dem Zufall.
Alexandrina Victoria sollte sie heißen, die Stammhalterin der von Hannover. Gerade war die Thronfolgerin Prinzessin Charlotte von Wales gestorben, bei der Geburt ihres Kindes; und obwohl der da noch regierende König George III. genügend Söhne gehabt hätte, die legitime Erben hätten zeugen können, hatte bloß Prinzessin Alexandrinas Vater Lust darauf. Alle anderen blieben ihren unstandesgemäßen Partnerinnen treu. George IV. kam und ging, sein Bruder William IV. folgte ihm nach. Erbin war da immer noch Alexandrina, Drina, wie sie von ihrer Familie gerufen wurde. 18 Jahre war sie, als ihr Onkel William starb - und sie zur Königin wurde.
Prinzessin Alexandrinas Vater war der 50-jährige Herzog von Kent und Strathearn, Prinz Edward, der eine verwitwete deutsche Prinzessin zur Frau genommen hatte, Victoire von Sachsen-Coburg-Saalfeld. Victoire sprach zwar kein Englisch, hatte aber bereits zwei gesunde Kinder - und versprach somit Rettung für das in schwere Nachfolgenot geratene Königshaus. Und tatsächlich: Kein Jahr nach der Hochzeit kam Alexandrina zur Welt, am 24. Mai 1819. Benannt wurde sie äußerst unenglisch nach dem russischen Zaren Alexander, ihrem Taufpaten. Ein halbes Jahr später war Prinz Edward tot. Alexandrina rückte erstmals in der Thronfolge auf. Nach dem Tod ihrer Onkel war sie schließlich solide Nummer eins.