Erst scharwenzeln und dann schassen

Das Österreichische Wörterbuch aufschlagen und schauen, auf welcher Seite man zufällig landet.
Das Österreichische Wörterbuch aufschlagen und schauen, auf welcher Seite man zufällig landet. (c) Clemens Fabry
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Neulich im Wörterbuch: Wenn das Schatz im Wortschatz tatsächlich das Herz springen lässt.

Das Österreichische Wörterbuch aufschlagen und schauen, auf welcher Seite man zufällig landet. Vielleicht können Sie sich spannendere Beschäftigungen als diese vorstellen, aber so unspannend ist das eigentlich gar nicht. Vor allem dann, wenn man auf einer Seite mit besonders schönen Wörtern landet. „Scharwenzeln“, zum Beispiel. Nun, das kommt aus dem Tschechischen, vom mundartlichen červenc nämlich. Das wiederum steht beim Kartenspiel für den Herzbuben. Schwarwenzeln, also das Spiel Scharwenzel spielen, entwickelte sich im Deutschen – wohl unter dem Einfluss von schwänzeln, als herumstolzieren, auch zu der Bedeutung, dass man sich unterwürfig um jemanden bemüht. In Zeiten wie diesen vielleicht ein Vokabel, das man brauchen kann.

Unmittelbar darunter findet sich im ÖWB der „Schas“. Dieser umgangssprachlich derbe Begriff für einen Furz kommt laut ÖWB unter anderem in der Redewendung vor, dass etwas jemanden „einen Schas angeht“ – also überhaupt nichts. Und auch der „Schas mit Quasteln“ ist angeführt, was soviel bedeutet wie „kompletter Unsinn“, in Deutschland würde man vermutlich „Quatsch mit Soße“ sagen. In Zeiten wie diesen vielleicht ein Vokabel, das man brauchen kann.

Und gleich danach – den Schaschlik dazwischen lassen wir aus – kommt das wunderbare Verb „schassen“. Das kennt man vor allem im Passiv, dass nämlich jemand geschasst wurde. Die Bedeutung, dass jemand schimpflich entlassen worden ist, ist klar, oder? Aber wie ist dieses Wort in unseren Wortschatz gekommen? Nun, das Wort ist aus dem Französischen entlehnt. „Chasser“ bedeutet soviel wie vertreiben. Von dort hat es sich über die Studentensprache zur Bedeutung entwickelt, dass man jemanden hinauswirft. In Zeiten wie diesen vielleicht ein Vokabel, das man brauchen kann.

E-Mails an: erich.kocina@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 20.05.2019)

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