Architektur-Aufreger: Im Schanigarten

Die ganze Stadt ist Schanigarten
Die ganze Stadt ist Schanigarten(c) APA/HANS PUNZ (HANS PUNZ)
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In Wien ist der Schrebergarten überall: Zumindest die Möbel, die man sich sonst gerne zwischen die Gartenzwerge stellt.

Manche Dinge sollte man nicht vor sich hertragen. Oder vor allem: nicht hinaustragen in die Welt. Dazu gehört auch der eigene Geschmack. Vor allem, wenn er die größte Unsicherheit von vielen ist, mit der man zu kämpfen hat. Trotzdem passiert es. Schon allein dadurch, dass die soziale Konvention vorschreibt, dass man sich etwas überwirft, in etwas hineinschlüpft oder aufsetzt, bevor man das Zuhause verlässt. Was genau das ist oder sein soll, was man anzieht, das überlässt man jedem selbst. Theoretisch. Aber am liebsten sogar den Ansagen von jenen Menschen, von denen sich selbst den Geschmack ausborgt. Auch in der Welt der gestalteten Umwelt der Städte hätte man so einiges lieber zu Hause lassen sollen. Oder im Keller. Oder in der Garage. Oder überall dort, wo solche Dinge wie Gartenmöbel eben ihre Nebensaison verbringen.

Aber irgendwann wird leider auch in der Gastronomie hinausgetragen. Gemäß einem Wiener Schöpfungsmythos allein deshalb, weil da jemand gerufen haben soll: „Schani, trag den Garten raus.“ Und das ist gar nicht gut. In sehr, sehr vielen Fällen. Denn die Gastronomen exponieren dadurch nicht nur Tische, Stühle, Sonnenschirme. Sondern sich selbst. Ihre Stilsicherheit. Oder überhaupt ihre Überzeugung, dass alles wurscht ist, solange das Essen schmeckt, der Große Braune 4, 90 Euro kostet und das Bier nicht ausgeht. Das Problem mit diesen semi-öffentlichen Räumen: Sie unterliegen Vorgaben. Aber eben nur im Semi-Bereich. Vieles ist so sehr den Gastronomen überlassen, dass man sich rund um die urbanen Gärten dasselbe wünscht, wie um die visuell schmerzhafte Vorstadt-Idylle: riesige Thuyen-Hecken. (siehe facebook.com/gaertendesgrauens).

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