Die Schnitzeljagd des deutschen Satirikers Jan Böhmermann geht mit einem kurzen Video weiter. Sein Countdown läuft, das ZDF schließt einen Coup des Satirikers aus.
Mit kleinen Teasern hält der deutsche Satiriker Jan Böhmermann den Eindruck aufrecht, dass er in einem (engeren) Zusammenhang mit dem Ibiza-Video stehen könnte, das in Österreich ein politisches Erdbeben auslöste. Hier ein Hinweis, dort ein Grinsen - was Böhmermann macht, mutet wie eine Schnitzeljagd an. Nutzt er nur geschickt seine frühe Kenntnis um das Video oder steckt mehr dahinter?
Dienstagvormittag postete er auf Facebook ein Video, das ihn beim Adjustieren einer Kamera zeigt - vermeintlich in der mittlerweile berühmten Finca auf Ibiza. Er stellt die Kamera ein, dann der Schwenk durch den Raum, in dem sich Heinz-Christian Strache und Johann Gudenus im Sommer 2017 mit einer vermeintlichen Oligarchen-Nichte trafen. Die Aufnahmen des grinsenden Satirikers und der Finca, die sich auch auf der Plattform Airbnb findet, sind freilich erkennbar zusammengeschnitten. "Böhmermann hinter den Kulissen einer Traumfabrik", spricht der Satiriker ein, dann reißt die Aufnahme schnell ab.
ZDF schließt Beteiligung Böhmermanns aus
Zuvor hatte sich sein Haussender ZDF zu den Vorkommnissen geäußert. Dass es sich bei der Erstellung der Videofalle in Ibiza um einen Coup des Satirikers handelt, "können wir ausschließen", heißt es vom Sender. Böhmermann selbst schwieg bisher zu den Fragen.
Was man mit Sicherheit weiß: Er kannte das Video bereits, bevor es der „Süddeutschen Zeitung“ und dem „Spiegel“ zugespielt wurde. Das zeigen nicht nur Böhmermanns Aussagen bei der Romy-Verleihung im April, wo er über die FPÖ, die „Kronen Zeitung“ und eine russische Oligarchen-Villa auf Ibiza witzelte. Sein Management bestätigte am Wochenende, dass Böhmermann das Video kannte - und fügte etwas kryptisch hinzu: Die Aufnahmen seien ihm nicht angeboten worden, daher habe er sie auch nicht abgelehnt.
Die Spekulationen, in welcher Verbindung der Satiriker mit der Ibiza-Affäre steht, reißen seitdem nicht ab. Derzeit macht ein Video vom April die Runde, in dem der Moderator seinen Auftritt bei der Romy Gala beworben hatte. Im Hintergrund wehte damals nicht die österreichische, sondern die lettische Fahne. Bei der angeblichen Oligarchennichte soll es sich um eine lettische Staatsbürgerin handeln.
"Neo Magazin Royale"-Special nicht über Strache
Am gestrigen Montag wurden dann die Gerüchte, dass Böhmermann die Finger im Spiel hatte, durch zwei Internetseiten genährt. Eine heißt „comediansforworldpeace.eu“, die andere „dotheyknowitseurope.eu“. In einer anderen Nachricht erklärte er: „Diese Woche haben wir ein kleines Special vorbereitet!!!“ ZDF weist die Ankündigung allerdings zurück. Die Satireshow "Neo Magazin Royale" von Jan Böhmermann stelle in ihrer nächsten Ausgabe nicht die Regierungskrise in Österreich in den Mittelpunkt, heißt es aus dieser Richtung. "Das "Special" wird im Rahmen der Show sowie Online stattfinden und hat nichts mit Herrn Strache zu tun", teilte das ZDF auf Anfrage mit. Die 45-minütige Show ist ab 22.15 Uhr auf ZDFneo zu sehen und online bereits ab 20.15 Uhr abrufbar. Auf den Seiten ist allerdings ein Countdown zu sehen, der erst am Mittwoch zur genannten Sendezeit endet. Internetnutzer haben in dem Quellcode einen interessanten Hinweis gefunden. Dort versteckt sich das Wort „ibiza“:

Aber das Wort „ibiza“ ist nicht die einzige Anspielung: Der Quellcode definiert eine türkise Hintergrund-Farbe, die dann aber mit braun überschrieben wurde.
Eine Who-is-Datenbankabfrage zeigt, dass die Webseite „dotheyknowitseurope.eu“ bereits am 15. Mai registriert wurde. Nämlich von der deutschen Firma Btf (bildundtonfabrik). Dabei handelt es sich um ein Fernsehproduktionsunternehmen, das 2012 gegründet wurde und seinen Sitz in Deutschland hat. Bekannt ist das Unternehmen vor allem durch die Produktion der ZDF-Sendungen „Roche und Böhmermann“, „Schulz und Böhmermann“ und „Neo Magazin Royale“.

Der Screenshot zur Datenbankabfrage:
Spekuliert wurde bereits, dass das für seine Guerilla-Aktionen bekannte „Zentrum für Politische Schönheit" mit dem Strache-Video zu tun haben könnte. Dies würde auch den Konnex zu Böhmermann erklären. Das ZPS rückte vor allem durch auffallende Twitter-Aktivität rund um die Veröffentlichung des Ibiza-Videos in den Kreis der „Verdächtigen“ auf.
(sk/bagre/rovi)