Eishockey: Von echten Siegertypen und ewigen Prügelknaben

Michael Raffl bewies Durchschlagskraft, im Abschluss blieb er jedoch schwach.
Michael Raffl bewies Durchschlagskraft, im Abschluss blieb er jedoch schwach.(c) REUTERS (VASILY FEDOSENKO)
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117 Spieler aus der National Hockey League laufen bei der WM in der Slowakei auf, parallel dazu wird die Kluft zwischen den Nationalteams immer größer. Für Österreich fast schon zu groß, klagt Teamchef Roger Bader.

Bratislava. Die Eishockey-WM in der Slowakei ist die „wertvollste“ seit Jahren – zumindest aus finanzieller Sicht. Denn aus der National Hockey League (NHL) sind 117 Spieler im Einsatz, die in dieser Saison zusammen rund 400 Millionen Dollar (358 Mio. Euro) verdient haben. Diese Zahl stimmt, denn im US-Sport sind Gehälter transparent. Jederzeit einzusehen bei der Spielergewerkschaft NHLPA.

Der Wert der NHL-Spieler bei der WM, gemessen an ihrem Jahresgehalt, ist in den vergangenen drei Jahrzehnten explodiert. 1990 spielten 43 NHL-Profis bei der in Übersee kaum wahrgenommenen WM mit – der US-Spielbetrieb läuft unbeeindruckt weiter mit den Play-offs. Im Vergleich zu Cracks der Gegenwart waren sie arme Schlucker. Dabei, sie hatten große Namen: Yzerman, Coffey, Gilmour, MacInnis, Modano oder Samuelsson – alle 43 NHL-Profis kamen zusammen nur auf 8,6 Mio. Dollar (7,7 Mio. Euro) Jahresgehalt.

So viel wie damals die gesamte NHL-Abordnung verdient hat, streift jetzt ein einziger Star ein. Von den WM-Teilnehmern waren US-Kapitän Pat Kane (Chicago Blackhawks) und der Schwede William Nylander (Toronto Maple Leafs) mit zwölf Mio. Dollar (10,7 Mio. €) Jahresgehalt die Topverdiener. Die Russen Alexander Owetschkin und Jewgenij Kusnezow (Washington Capitals) sowie Jack Eichel (USA/Buffalo Sabres) wurden mit zehn Mio. Dollar (8,9 Mio. €) entlohnt.

Die teuerste Auswahl an NHL-Spielern in der Slowakei stellen die USA mit 90 Mio. Dollar vor Schweden (80), Russland (71) und Kanada (67). Es ist nicht wirklich überraschend, dass diese vier Mannschaften auch die heißesten Medaillenanwärter sind.

Die Kluft zu den Topnationen ist größer geworden, das bemerkte auch Österreichs Teamchef Roger Bader. Sein Team spielte ein schlechtes Turnier, rang gegen Italien um den Klassenerhalt nach sechs zum Teil sehr deutlichen Niederlagen. „Die Topnationen sind in der Lage, immer wieder sehr gute Mannschaften zu stellen. Es ist erstaunlich, welche Breite sie haben.“ In Österreich ist das eigentlich undenkbar. Und, von drei NHL-Spielern war nur Michael Raffl (Philadelphia Flyers) dabei.

Bei den jüngsten 15 Turnieren standen Russland, Kanada, Schweden, Tschechien, Finnland stets und USA nur ein Mal nicht im Viertelfinale. Schweiz schaffte als Vizeweltmeister den Anschluss. „Mittelständler“ wie Deutschland, Slowakei, Lettland und Dänemark ringen um die K.-o.-Phase. Davon konnte das A-Team 2019 endgültig nur noch träumen. (fin)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 21.05.2019)

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