Der Airliner: Sparsamkeit war die Grundlage für all seine Geschäfte

Die Luftfahrt war Laudas große Liebe nach der Formel 1 und zugleich sein größtes Geschäftsfeld.
Die Luftfahrt war Laudas große Liebe nach der Formel 1 und zugleich sein größtes Geschäftsfeld.(c) APA/BARBARA GINDL
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Flugzeuge waren eine der großen Leidenschaften Niki Laudas, der Absturz einer Boeing-Maschine über Thailand 1991 jedoch seine größte Strafe. Mitarbeiter mussten Leiharbeitsverträge dulden, er flog aber auch für die Caritas auf eigene Kosten. Über sein Geld schwieg er eisern.

Wien. Niki Laudas Sparsamkeit galt als legendär. Einer Anekdote zufolge wettete er 1984 mit Alain Prost, auf einer Promo-Tour keinen einzigen eigenen Dollar zu verbrauchen. Es gelang. Auch privat war er sparsam: „Ich kaufe mir einen Pullover oder eine Hose, wenn die alten Sachen kaputt oder so verwaschen sind, dass es einfach nicht mehr geht. Nur dann.“

Die Luftfahrt war seine große Liebe nach der Formel 1 und zugleich sein größtes Geschäftsfeld. Wobei Lauda mehr Gründer denn Betreiber war. Alle seine Fluglinien verkaufte er nach einigen Jahren: Lauda Air an den erbitterten Konkurrenten AUA, Niki 2011 an Air Berlin, beide gewinnbringend. Laudamotion landete bei Ryanair.

Das Sparefroh-Image bekamen vor allem seine Mitarbeiter zu spüren. Bei Niki waren Piloten, Flugbegleiter oder Techniker an eine Personalleasingfirma ausgelagert. Er sträubte sich gegen Betriebsrat und Kollektivvertrag, auch bei Laudamotion standen Leiharbeitsverträge hoch im Kurs.

Sein als Rennfahrer und Airliner verdientes Geld legte Lauda über seine Privatstiftung nicht nur in Fluglinien, sondern auch in Immobilien an. 2017 kaufte er für 6,9 Mio. Euro die sagenumwobene „NSA-Villa“ in Pötzleinsdorf. Die Privatstiftung hat zudem bei René Benkos Immobilienimperium investiert. Die rund 47 Mio. Euro, mit denen Lauda 2018 Niki aus der Insolvenz zurückkaufte und umtaufte, stammten seinen Angaben zufolge zur Gänze aus der Stiftung. Wenige Wochen später reichte er 75 Prozent für 50 Mio. Euro an Ryanair weiter, Ende des Jahres die restlichen 25 Prozent.

Absturz, Hilfsflüge und Business

Ob Vulkanasche, Verträge oder opportun verdrehte Lösungsansätze, Expertise für alles – wirklich übel nahm man dem Unternehmer mit der roten Kappe all seine Widersprüche nicht. Er sprach stets voller Überzeugung Klartext, auch wenn er wenige Wochen später das Gegenteil beteuerte.

Ehrgeiz, Charisma und die Negation der Aufgabe halfen ihm auch nach dem Absturz einer Lauda-Maschine in Thailand 1991. Ein Unglück, das alle 223 Insassen der „Mozart“ das Leben kostete. Seine Präsenz und sein medialer Einsatz aber führten dazu, dass das größte Unglück in Österreichs Zivilluftfahrt nicht in einem Vertrauensverlust der Kunden resultierte. Im Gegenteil: Er gewann gegen Boeing vor Gericht. Das Wort „Schubumkehr“ ist seitdem auch nicht flugaffinen Menschen ein Begriff.

Lauda ging es aber nicht immer nur ums Geld. Beim Bürgerkrieg in Ruanda steuerte er 1994 und 1996 zwei Hilfsflüge in das Krisengebiet. Unerschrocken und auf eigene Kosten pilotierte er eine Maschine, vollgepackt mit Hilfsgütern für die von der Caritas betreuten Flüchtlinge.

1994 war das Ziel der Flughafen Bujumbura, die Hauptstadt von Burundi. 1996 flog er nach Kigali, Hauptstadt Ruandas. Jahre später räumte er ein, dass seine zweite Frau, Birgit Wetzinger – er lernte sie 2004 als Flugbegleiterin bei Niki kennen – sein soziales Gewissen weiterentwickelt hat.

Das Wirtschaftsmagazin „Trend“ reihte Lauda 2018 unter den reichsten 100 Österreichern auf Platz 91 mit einem geschätzten Vermögen zwischen 150 und 400 Mio. Euro. Den genauen Vermögensstand wollte der Millionär aber selbst seinen Kindern, auch den erwachsenen Söhnen Lukas und Matthias, nie sagen.

Lauda ließ jedenfalls keine Gelegenheit aus, um Geld zu verdienen. Selbst sein rotes Kapperl, das er seit seinem Feuerunfall trug, diente als teuerste Werbefläche. Auch mit dem Flughafen Wien gab es eine Kooperation: Lauda warb auf der Website für die Parkplatzbuchung übers Internet. Als er 2015 einen neuen Privatjet kaufte, verband Lauda das mit einer Partnerschaft: Er stellte sich als Sprecher für Bombardier Business Aircraft in den Dienst des Herstellers.

Ehrengrab in Wien

Zuvor nutzte er eine Global 5000 und eine Challenger 300 als Privatflugzeuge, mit denen er von Wien aus zu F1-Rennen oder nach Ibiza flog. Eine Global 6000 kostet nach Listenpreis 62 Mio. Dollar (53,4 Mio. Euro). Über seine 47 Meter lange Luxusjacht Princess Too sagte Lauda einmal: „Für mich ist es ein Boot, das schwimmt.“

Lauda soll ein Ehrengrab in Wien bekommen – vorausgesetzt, die Familie stimmt zu. „Es ist ein Angebot, letztlich ist es eine Entscheidung der Familie“, sagte ein Sprecher von Bürgermeister Michael Ludwig. „Die Stadt wird das anbieten.“ (fin/eid)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 22.05.2019)

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