Dora Jandl: „Ich will keine Ausweise kontrollieren“

Spitzenkandidatin Dora Jandl vom VSStÖ.
Spitzenkandidatin Dora Jandl vom VSStÖ.APA/GEORG HOCHMUTH
  • Drucken

Spitzenkandidatin Dora Jandl vom VSStÖ über das Traumstudium und was passiert, wenn die Wahlbeteiligung fällt.

Die Presse: Sie stellen die stärkste Fraktion in der linken ÖH-Spitze. In den vergangenen zwei Jahren hat man nicht viel von der ÖH gehört. Was ist denn da los?

Dora Jandl: Ich glaube schon, dass die ÖH-Arbeit in diesen zwei Jahren sehr gut funktionierte. Auch mit unserer Kampagne gegen Studiengebühren, mit der wir es bis dato geschafft haben, dass sie nicht eingeführt worden sind. Man muss auch immer auf die Hochschulebene schauen – mit der haben Studierende am meisten zu tun.

Glauben Sie wirklich, dass wegen der ÖH keine Gebühren eingeführt wurden?

Da muss man den Minister fragen. Wir haben jedenfalls stark gezeigt, dass die Studierenden nicht zahlen wollen.

Nicht einmal jeder vierte Studierende hat bei der vorigen ÖH-Wahl gewählt. Gibt es für Sie eine Untergrenze bei der Wahlbeteiligung, ab der die ÖH zusperren muss?

Ich glaube, dass jeder Verlust schlecht ist. Wenn die Wahlbeteiligung weiter runterfällt, haben wir natürlich auch als Interessenvertretung ein Problem.

Sie sind für bessere Studienbedingungen, die bisherige türkis-baue Regierung auch. Sind deren Ideen – mehr Geld und mehr Zugangsbeschränkungen – denn wirklich so falsch?

Ja. Wichtig ist, Orientierung in die Schulen zu bringen. Alle sollten ihr Traumstudium finden können. Denn bei Beschränkungen wird es immer darum gehen, Leute von dem abzuhalten, was sie studieren wollen.

Gegen die neuen Beschränkungen haben aber nicht viele Studierende protestiert.

Natürlich sehen das manche als einfache Antwort auf die Probleme. Unserer Meinung nach braucht es aber einfach mehr Geld, um die Studienplätze zu finanzieren.

Eine Kernfrage ist, was die ÖH eigentlich leisten soll. Was spricht gegen mehr Service und weniger Demos?

Grundsätzlich ist das ja genau das, was wir machen: sehr viel Servicearbeit. Die Kopplung mit der politischen Arbeit ist wichtig, weil wir in der Beratung sehen, wo die Probleme liegen – die dann auf einer politischen Ebene angegangen werden müssen.

Die ÖH an der Uni Wien hat zuletzt einen Analsexworkshop gefördert. Ist so etwas wirklich Aufgabe der ÖH?

Wir haben viele Fördertöpfe, wo wir Projekte von Studierenden unterstützen können, für die es oft keine andere Möglichkeit gibt. Das ist schon eine sehr wichtige Aufgabe.

Warum sollen Studenten nicht frei entscheiden, ob sie bei der ÖH sein wollen?

Da gibt es mehrere Punkte. Eine Interessensvertretung soll für alle da sein. Wir sind mit den Beiträgen finanziell unabhängig. Und was macht man mit jemandem, der nicht Mitglied ist, aber akut Hilfe braucht? Ich will von keinem Geld verlangen, ich will keine Mitgliedsausweise kontrollieren.

ZUR PERSON

Dora Jandl (23) ist Spitzenkandidatin des Verbands Sozialistischer Student_innen (VSStÖ). Sie studiert Bildungswissenschaften in Wien.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 23.05.2019)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.