Mozart als östlicher Exot

Klassiker, osteuropäisch verfremdet und verjazzt: František Janoska begeisterte im Konzerthaus mit den Symphonikern und Julian Rachlin.

Feurig und voll unterschiedlichster Gewürze: Wäre František Janoskas Musik ein Gericht, würde man sich bei jedem Bissen fragen, von welcher Zutat dieser Geschmack nun wieder käme. Der Komponist und Pianist des Janoska Ensembles wirft bekannte Melodien so vorwitzig wie gekonnt mit traditionellen osteuropäischen Klängen in einen Schmelztiegel, verjazzt sie, fügt rasche Tempowechsel, stark synkopierte Passagen und viel Improvisation hinzu. Da kann man schon einmal bei Strauß' „Fledermaus“ starten und bei „Those were the days, my friend“ landen.

Im Großen Saal des Wiener Konzerthauses brachte Janoska nun gemeinsam mit den Wiener Symphonikern und dem Janoska Ensemble seine der Donau gewidmete Symphony op. 1 zur Uraufführung, verband Glockenklänge, weite Streicherbögen, das Spiel von Hirtenflöten und Zither mit mal zündenden, mal wehmütigen und mit Verzögerung spielenden Rhythmen osteuropäischen Ursprungs. So entstand eine reizvolle Verbindung zwischen Walzerseligkeit und slowakischer Tanzmusik, dem Aufblitzen des als inoffizielle ungarische Hymne geltenden Rákóczi-Marsches und den im Tempo stark gesteigerten Läufen der von seinen Brüdern Ondrej und Roman gespielten Soloviolinen.

Am Pult der Wiener Symphoniker, deren Potenzial Janoska nicht ausschöpfte, debütierte Julian Rachlin, der dem Auftritt des Janoska-Ensembles Tschaikowskys „Fantasieouverture h-moll Romeo und Julia“ voranstellte. Darin wirkte er anfangs steif, mehr auf einzelne Instrumentengruppen fokussiert als auf große Zusammenhänge. In den dramatisch-eruptiven Passagen wählte er große, sprühende Gesten, ja stampfte sogar auf, in den sehnsuchtsvollen fehlte es an Geschmeidigkeit. Während er den Geigenbogen auf der Konzertbühne diesmal anderen überließ, griff er im Anschluss im Foyer bei der gemeinsamen Jam-Session mit den Janoska Brüdern zu seinem angestammten Instrument. Temperamentvoll wurden da etwa Beethoven und Mozart zur Freude des Crossover-Publikums „verjanoskat“.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 23.05.2019)

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