Der stellvertretende Generalstabschef Johann Luif wird Minister und soll danach wieder ins zweite Glied zurücktreten.
Wien. Dass mit Johann Luif ein aktiver Offizier Verteidigungsminister wird, ist ein in westlichen Demokratien ziemlich unüblicher Vorgang. In Österreich war Karl Lütgendorf in den 1970er-Jahren der letzte Offizier an der Spitze des Ressorts. Der 59-jährige Luif hat eine Bilderbuchkarriere im Heer hingelegt. Im Jahr 2000 war er Kommandant des österreichischen Kontingents im Kosovo, 2011/12 stellvertretender Kommandant der gesamten KFOR-Truppe im Kosovo (Kommandant ist immer ein Nato-Offizier), 2014 bis 2016 Kommandant der gesamten Eufor-Truppe in Bosnien.
Dazwischen war Luif Militärkommandant im Burgenland, wo er den dortigen Landespolizeidirektor, Hans Peter Doskozil, kennenlernte. Doskozil holte den deklariert ÖVP-nahen Luif ins Ministerium und machte ihn zum Leiter der Generalstabsdirektion. „Ein tadelloser Offizier“, urteilt der Präsident der Offiziersgesellschaft, Erich Cibulka, über den neuen Minister. Dass er schon bisher federführend die Budgetverhandlungen vorbereitet habe, werde ihm in der neuen Funktion helfen.
Ob tatsächlich ein neues Budget ausverhandelt wird, ist aber fraglich. Und auch so manche andere Entscheidung dürfte auf Eis liegen – von der Zukunft der Luftraumüberwachung bis zur an sich schon fertig geplanten Strukturreform der Zentralstelle im Ministerium. Offen ist auch die Zukunft des Ministers: Wird er danach wieder Stellvertreter des Generalstabschefs, dem er jetzt Anweisungen geben kann? Im Ressort geht man davon aus. „Das sind beides vernünftige Menschen“, so ein Insider. (maf)
("Die Presse", Print-Ausgabe, 23.05.2019)