Experten

Herr M. hat wenig Zeit für uns. Als Politikberater ist er mehr als gut gebucht.

Herr M. hat wenig Zeit für uns. Als Politikberater ist er mehr als gut gebucht. Mehrmals schon hat er seit Freitagabend diverse TV-Studios verwechselt, saß in fremden Talkrunden, ohne dass es auffiel. Und trotz dieses aparten Geschäftsgangs ist M. gar nicht happy. Sorgenvoll wiegt er den Kopf. „Ist die Lösung mit ein paar Experten in der Kurz-Regierung nicht zufriedenstellend, Herr Magister M.?“, fragen wir ihn. „Absolut nicht. Sie übersehen die Gefahr für die Stabilität, lieber Herr. Der Bundespräsident übrigens auch, aber der konsultiert mich ja leider nicht.“ „Wie dürfen wir dies interpretieren“, fragen wir einigermaßen perplex, „immerhin sind das doch angeblich Leute, die etwas vom Fach verstehen?“ „Schlecht, schlecht, ganz schlecht“, keucht M. „Erstens gab es so etwas seit Bestehen der Zweiten Republik nur ganz selten: Experten in einer Bundesregierung! Erinnern Sie sich noch dunkel an Karl Lütgendorf, an Ingrid Leodolter? Nun, dämmert's Ihnen?“ „Ja, aber jetzt sind doch andere Kaliber angelobt worden.“ „Mag sein. Aber ich kann nicht genug warnen. Diese Experten sind das politische Intrigenspiel nicht gewöhnt. Stellen Sie sich vor, es wird ihnen eine Falle gestellt, sie werden bei selbstmörderischen Privatgesprächen belauscht und gefilmt. Horribel!“ Herr M. erhebt sich. Muss weiter zur nächsten TV-Station. (hws)

Reaktionen an: hans-werner.scheidl@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 24.05.2019)

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