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Mehr als E-Mobilität: Warum wir Biotreibstoffe nicht außer Acht lassen dürfen

(c) Getty Images/iStockphoto (sarayut)
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In einem zunehmend multimobilen Zeitalter ist die Frage nach den Energieressourcen für Fortbewegung und Transport allgegenwärtig. Im Fokus der Diskussion um nachhaltige Alternativen zu fossilen Treibstoffen steht dabei aktuell sehr stark Elektromobilität. Doch ist sie kein heiliger Gral, es benötigt auch neue Formen flüssiger Treibstoffe.

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„E-Mobilität wird in der Fortbewegung der Zukunft eine große Rolle spielen, aber insgesamt braucht es eine Mischung aus verschiedenen Antriebsformen und Treibstoffen“, sagt Andrea Sonnleitner. Die Forscherin des K1-Kompetenzzentrums BIOENERGY 2020+ im niederösterreichischen Wieselburg ist Expertin für Biotreibstoffe und sieht in diesen das Potenzial, jene Lücke zu schließen, die von Elektromobilität nicht ausgefüllt werden kann.

„Wenn man sich den Flug-, Schiffs- oder auch LKW-Verkehr ansieht, wird das mit der E-Mobilität nicht machbar sein“, erläutert Sonnleitner. „Flüssige Kraftstoffe werden immer benötigt werden, um CO2-reduzierte Fortbewegung garantieren zu können, egal wie viel E-Mobilität wir nutzen oder wie sehr wir den Verkehr auch einschränken.“

Keine Konkurrenz zu Nahrungsmitteln

Wer dabei nur an alte Hüte wie Biodiesel aus Altöl und Bioethanol aus Weizen oder anderen Getreidesorten denkt, der dürfte von der Vielfalt auf diesem Forschungsgebiet überrascht sein. Heute liegt das Augenmerk vor allem auf Biotreibstoffen der zweiten Generation, den sogenannten Advanced Biofuels, die nicht mit der Nahrungsmittelproduktion in Konkurrenz stehen. Es gibt verschiedene Wege, Stroh oder Holz in flüssige Biotreibstoffe zu wandeln, etwa zu Lignocellulose-Ethanol. Ein weiterer spannender Rohstoff, auch für die stoffliche Nutzung, sind Mikroalgen, deren Erforschung Sonnleitner mit dem Netzwerk Algen vorantreibt.

Mehrere Wege zu den Klimazielen

„Es gibt viele Technologien, Konversionswege und Rohstoffe, die noch großes Potenzial bergen. Ich glaube, dass es eine breite Basis und Diversität braucht, um weniger Konkurrenz mit anderen Industrien und Verwertungswegen zu haben“, sagt Sonnleitner. Zudem seien für unterschiedliche Anwendungen auch verschiedene Treibstoffe notwendig. In der Vision der Forscherin bewegen wir uns in Zukunft mit einer möglichst großen Bandbreite fort, in deren Rahmen Biotreibstoffe ein wichtiger Faktor sind. „Wenn man sich nur auf eine Technologie konzentriert, wird man die Klima- und Energieziele nicht erreichen können“, ist sie sich sicher. „Deswegen ist mein Ziel, dass Biotreibstoffe weiter im Fokus bleiben und ihr Stellenwert auch gesehen wird.“

Vernetzungsarbeit gehört daher zum Alltag. Aktuell arbeitet Sonnleitner unter anderem mit dem Netzwerk Biotreibstoffe daran, das Thema unter den österreichischen Akteuren zu verbreiten, aufzuklären und zu informieren. Auf internationaler Ebene startete kürzlich das Projekt AMF Lessons Learned from Alternative Fuels Experience. Hier beschäftigen sich Forscherinnen und Forscher aus Finnland, Schweden, Japan und den USA unter österreichischer Leitung mit den Erfahrungen der Markteinführungen von alternativen Treibstoffen. „In manchen Ländern verliefen sie besser, in anderen weniger gut. In Österreich etwa wurde E-10, Benzin mit einem zehnprozentigen Anteil Bioethanol, zwei Wochen vor der Markteinführung gestoppt. Die Gründe für solche Entwicklungen wollen wir im Rahmen von Fallstudien herausfinden“, erklärt Sonnleitner.

Impact auf die Welt von morgen

Forschungsprojekte, Vernetzung und unterschiedliche Technologien zu untersuchen – diese Vielfältigkeit ist es, die Sonnleitner an ihrer Arbeit fasziniert. Ebenso wie der Impact auf unsere Welt von morgen, den sie erzeugen kann. „Bestehende Industrien aufzuwerten und in eine biogenere Richtung zu lenken, das ist schon eine spannende Sache“, so Sonnleitner.

Mehr Informationen finden Sie HIER.

BIOENERGY 2020+

Andrea Sonnleitner kam bereits im Zuge ihres Studiums der Bio- und Umwelttechnik an der FH Wels mit Projekten im Bereich der Bioenergie in Kontakt. In ihrer Diplomarbeit bei Profactor in Steyr befasste sich Sonnleitner mit innovativen Energiethemen und untersuchte die fermentative Produktion von Wasserstoff. Bei BIOENERGY2020+ ist Sonnleitner in der Sub-Area Nachhaltige Versorgungs- und Wertschöpfungsketten in der Unit Biotreibstoffe tätig.

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