New York City für Fortgeschrittene

Ein anderer Blick auf NYC, Brooklyn, Manhattan und Williamsburg Brücken.
Ein anderer Blick auf NYC, Brooklyn, Manhattan und Williamsburg Brücken.APA/AFP/JOHANNES EISELE
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Die Wiener Fotografin Luca-Mercedes Stemer lebt in New York und verrät ihre Lieblingsplätze – die abseits der Hotspots für Erstbesucher liegen.

In Zeiten, in denen sich der Flug nach NYC – sprich „En Uai Ssieh“, wie der Semi-Profi sagt –, auch schon einmal für ein verlängertes Wochenende rechnet, gehört ein Großteil der USA-Besucher zu Wiederholungstätern. Sie haben die Musts – den Time Square, das Empire State Building und das One World Center – längst gesehen, und sie halten auch den Highline-Park und den Meatpacking District für keinen Geheimtipp mehr. Die Wiener Fotografin Luca-Mercedes Stemer lebt seit einiger Zeit im Brooklyner Bezirk Clinton Hill und bewegt sich in Gegenden der Stadt, die mit den klassischen Touristenpfaden wenig bis gar nichts zu tun haben. Und hat uns auf einen Spaziergang mitgenommen, zu den Orten, an denen Gäste willkommen, aber in der Unterzahl sind. Und von denen man nach der Rückkehr berichten kann, ohne sich vom halben Büro anhören zu müssen: „Ja, da gehen wir auch immer hin, wenn wir in NYC sind.“

Übernachten

„Das Bklyn House ist das erste Boutique-Hotel in Bushwick, mitten im Herzen des Bezirks“, schwärmt Stemer von dem Haus in der Gegend, die als neues Williamsburg gehandelt wird. In dem es sich für New Yorker Verhältnisse zu Preisen ab 116 US-Dollar pro Nacht und Zimmer auch noch günstig übernachten lässt. Dafür gibt es schlichte, aber cool-industriell gestylte Zimmer mitten in der bei Künstlern beliebten Gegend. Was sich auch auf den mit Murals bemalten Wänden im gesamten Bklyne House zeigt. www.bklynhousehotel.com

Wenn das immer noch schwer angesagte Williamsburg Ausgangspunkt für die Touren durch die Stadt, die niemals schläft, sein soll, empfiehlt die Fotografin The William Vale. „Von den Zimmern mit Balkon aus schaut man direkt nach Manhattan hinüber“, erklärt Stemer. Außerdem gibt es einen Rooftop-Pool, eine Galerie, große moderne Architektur – und vor allem eine „eclectic crowd“. Das ist genau jene Mischung von Menschen aller Couleurs, die Williamsburg in den vergangenen Jahren so hip hat werden lassen. Zimmer gibt's ab 207 Dollar. www.thewilliamvale.com

Und den eingefleischten Manhattan-Fans, für die eine Unterkunft außerhalb des großen Apfels nicht infrage kommt, legt die Fotografin das Jane Hotel ans Herz. Dieses Haus wurde 1908 als Unterkunft für Seeleute errichtet und gehört heute zu den Wahrzeichen der Stadt. „Willkommen in einem Hotel im Geist von Regisseur Wes Anderson“, beschreibt Stemer die Atmosphäre dieser historischen Landmark. „Hier auf der Dachterrasse zu sitzen, Cocktails zu schlürfen und über den Hudson River zu schauen, katapultiert einen definitiv in eine andere Ära“, so die Fotografin. Die Zimmer stammen eben aus dieser anderen Zeit, sie sind teilweise in einer spannenden Kombination aus Stockbetten und schwerem Plüsch eingerichtet. Zu haben sind die Zimmer im Jane ab 135 Dollar pro Nacht. www.thejanenyc.com

Essen und Trinken

„Austern zur Happy Hour und die nettesten Barkeeper“: Angesichts von The Wayland kommt die Neo-New-Yorkerin ins Schwärmen. Streng genommen ist das Lokal eigentlich eine Cocktailbar mit Live-Musik im East Village, allerdings ist das Essen hier mindestens so gut wie die Getränke. „Das Wayland ist so etwas wie das Wasserloch im Herzen der Alphabet City“, lacht die Fotografin. Unbedingt zu probieren seien hier Crispy Cauliflower, die Tapas und das Pork Belly Sandwich. „Und die Kale Margarita. Klingt zwar grauslich, ist aber unglaublich köstlich“, bricht Stemer eine Lanze für die neueste Verwendung von Kohl. Zudem gibt es oft Livemusik. 700 East 9th St/Ecke Avenue C; www.thewaylandnyc.com

Wann immer man Amerikaner in hippen Locations nach ihren drei besten Restaurantempfehlungen fragt, befindet sich darunter zumindest ein, wenn nicht zwei Italiener. Das ist eine Eigenheit, die auch die Wiener Einwanderin bereits angenommen hat. Ihr persönlicher Tipp heißt Santa Panza und liegt im Herzen von Bushwick. „Hier gibt es köstliche Pizza im italienischen Stil und einen fantastischen Hauswein zu vernünftigen Preisen“, berichtet sie. Die allerdings – und das ist ungewöhnlich für NYC – in bar zu bezahlen sind. 1079 Broadway, Brooklyn, http://santapanza.com.

Das allerbeste Essen von Bushwick beziehungsweise Brooklyn, wenn nicht ganz New York gibt es für die Österreicherin aber an der Ecke von Harman Street und Knickerbocker Avenue – und zwar an einem Straßenstandl. „Wir nennen sie die Chicken-Lady, weil sie die besten Hendln, Erdäpfel und Salat macht“, berichtet Stemer von ihrem liebsten mexikanischen Streetfood in der Stadt, dessen Köchin sich aber nicht fotografieren lassen mag. „Fünf Dollar können dich hier in eine ganz andere Welt versetzen“, schwärmt sie.

Shopping

„Die Elizabeth Street ist eine ganze Straße voller großartiger Boutiquen“, verrät Stemer eine weniger bekannte Einkaufsstraße in Manhattan. Keinesfalls verpassen sollte man dort einen Stopp im Aesop-Shop. Dies ist die erste Niederlassung des australischen Pflegeprodukteproduzenten in den USA. „Das ganze Geschäft ist einfach wirklich schön, und die Wände sind aus New Yorker Zeitungen gemacht“, erzählt sie. „Dort wäscht einem das freundliche Personal die Hände, und man kann die besten Cremes und Deos kaufen, die ich je gefunden habe.“ www.aesop.com/us/r/aesop-nolita

Das beste Vintage-Geschäft der Stadt ist für die Fotografin das Worship an der Wilson Avenue in Brooklyn. „Ganz egal, ob man etwas kaufen will oder nicht, es lohnt sich einfach ein Blick hinein“, erzählt Stemer. „Und ich bin fast sicher, dass man das Geschäft mit mindestens einem neuen Stück wieder verlässt. 117 Wilson Avenue, Brooklyn, www.shopworship.com

Kunstobjekte, Seife, Gewand, Kaffee, Tee und Ladekabel: Es gibt fast nichts, was es im Usagi nicht in besonders schöner Form gibt. Der Shop, der auch Galerie und Lokal ist, liegt im angesagten Dumbo (Down Under the Manhattan Bridge Overpass) in Brooklyn. „Die schnelllebige vernetzte Welt von heute erfordert es, viele Hüte gleichzeitig zu tragen – und das Usagi bietet einfach das optimale Umfeld für interdisziplinäre Kreativität und Inspiration durch die Verbindung von Essen, Trinken, Kunst und Verkauf“, erklärt die Fotokünstlerin das Besondere an der Café-Shop-Galerie. 163 Plymouth St, Brooklyn, www.usaginy.com

Fortgehen und Feiern

„Der perfekte Ort für eine Date-night ist das Featherwhite in East Williamsburg“, weiß sie aus persönlicher Erfahrung. Dort lässt sich die sogenannte Speakeasy-Vibe – benannt nach den geheimen Bars während der Prohibition – finden, ein gemütlicher Ort, an dem die Liebe zum Detail zelebriert wird. „Die Cocktails hier sind großartig, und wer Gin mag, sollte unbedingt den Keep Calm and Carry on probieren“, empfiehlt die Wahl-New-Yorkerin. 135 Graham Avenue at Johnson Avenue Brooklyn, http://featherweightbk.com

Wenn es neben guten Cocktails auch noch um einen erstklassigen Blick über Manhattan geht, ist für Stemer die Ides Bar at the Wythe Hotel eine gute Adresse. „Hier zählt wie an all meinen Lieblingsorten und den meisten jungen Locations in NYC weniger, was man anhat, als was für eine Stimmung man mitbringt“, erklärt sie den Dresscode. „Wenn man Lust hat, kann man sich aufbrezeln, aber sich auch nur bequem anziehen.“ 80 Wythe Floor N6, Brooklyn, https://wythehotel.com

Und eine gute Mischung aus schönen Indoor- und Outdoor-Tanzflächen mit vielen Bäumen und exzellenten DJs findet sich im Nowadays, wo die Fotografin schon berufsbedingt während der Hochzeitssaison immer wieder ist. „Hier gibt es gutes Essen, gute Vibes und seit Neuestem auch eine Sauna“, sagt die gebürtige Wienerin. 56-06 Cooper Ave, Ridgewood, https://nowadays.nyc

Kunst und Kultur

„Ich liebe die Installationen von Jason Peters“, verrät Stemer ihren Lieblingskünstler in New York. „Es lohnt sich immer, seine Ausstellungen anzuschauen. Das Studio des Künstlers, der Strukturen aus modularen Elementen oder auch Abfällen kreiert, ist an der 340 Morgan Ave 2 FL in Brooklyn. www.jasonpeters.com

„Das einzige Museum, für das ich in NYC eine Mitgliedschaft habe, ist das Brooklyn Museum“, gibt die Fotografin zu, „und das ist es wirklich wert.“ Das Museum ist eines der ältesten und größten Nordamerikas und eines der bestbestückten. 200 Eastern Parkway, Brooklyn, www.brooklynmuseum.org

„Und zu meinen absoluten Lieblingsorten in Sachen Kunst gehört das Invisible Dog“, legt Stemer Besuchern das ungewöhnliche Konzept ans Herz. „Das Gebäude in der Bergen Street ist weder Galerie noch ein Non-Profit, sondern viel mehr ein Ort, an dem Künstler aller Medien arbeiten und das tun können, was sie sonst nirgendwo in New York tun könnten“, beschreibt sie die experimentelle und kollaborative Idee. Die in einem knapp 3000 Quadratmeter großen Gebäude aus dem späten 19. Jahrhundert gelebt wird, das 2008 nach über hundert Jahren Industriegeschichte von Lucien Zayan als Ort für die Kunst entdeckt und entwickelt wurde. www.theinvisibledog.org

("Die Presse", Print-Ausgabe, 25.05.2019)

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