Der Ruf nach dem starken Mann

Aufstieg und Fall eines Populisten. Jörg Haider verkörperte die Sehnsucht vieler Österreicher nach einem politischen Messias.
Aufstieg und Fall eines Populisten. Jörg Haider verkörperte die Sehnsucht vieler Österreicher nach einem politischen Messias.Herrgott Ricardo / Picturedesk
  • Drucken

Warum hat die Idee eines „starken Mannes“ an der Staatsspitze immer wieder Konjunktur? Eine Studie über autoritäre Tendenzen im Österreich der Zweiten Republik.

Europa steht derzeit nicht an der Schwelle eines autoritären Zeitalters, es ist bereits mittendrin, an den Rändern und in der Mitte, von der Türkei bis Russland, von Polen bis Ungarn. So der allgemeine Befund. Auch in Österreich gibt es Umfragedaten, nach denen ein wachsender Teil der Bevölkerung geneigt sei, sich vom liberalen Demokratiemodell zu verabschieden. Wahlanalytiker Christoph Hofinger warnte vor dem „stärksten demokratischen Erosionsprozess seit den Dreißigerjahren“. Alarmismus oder berechtigte Sorge?

Autoritäre Herrschaft entsteht nicht aus dem Nichts, sie findet ihre Vorbedingungen in den politischen Strukturen eines Landes. Es gilt zu untersuchen, ob ein Teil der Bevölkerung Österreichs seit 1945 nicht schon immer den Hang zum „starken Mann“ in sich getragen hat, bis hin zu einem Prozentsatz, der hoch genug war, um Stoff für besorgte Kommentare zu liefern, aber doch nicht so hoch, dass sich irgendwann die Gefahr einer Systemdestabilisierung ergeben hätte. Wie so oft gilt: Ein Blick in die Vergangenheit kann helfen, die Gegenwart richtig einzuschätzen und analytische „Schnellschüsse“ zu verhindern.

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.