Lewis Hamilton rettet den Sieg in Monte Carlo – und gedenkt des verstorbenen Niki Lauda. Den bewegendsten Moment hat der Grand Prix aber bereits vor dem Start erlebt.
Der sechste Grand Prix der Formel-1-Saison, der erste der Ära nach Niki Lauda, brachte erstmals keinen Mercedes-Doppelsieg. Lewis Hamilton gewann dennoch, sprach vom „vielleicht härtesten Rennen, das ich je gefahren bin“, und feierte seinen dritten Sieg beim Traditions-Grand-Prix in Monte Carlo. Dahinter: Sebastian Vettel im Ferrari und Hamiltons Mercedes-Teamkollege Valtteri Bottas.
Mit einer Fabelrunde hatte sich Hamilton am Vortag die Pole Position im Fürstentum gesichert. Der Start-Ziel-Sieg am Sonntag war dann allerdings härter als erwartet. Der Grund: Mercedes hatte sich bei der Reifenwahl vergriffen (Teamchef Toto Wolff: „Ein Fehler“), Hamilton hatte alle Hände voll zu tun, sein Auto auf der Strecke und Max Verstappen im Red Bull hinter sich zu halten. Drei Runden vor Schluss vermied er bei einem viel zu aggressiven Überholversuch des Niederländers in letzter Sekunde einen Ausfall.
„Ich habe gekämpft, so wie Niki gekämpft hat“, erinnerte Hamilton an den verstorbenen Mercedes-Aufsichtsratschef. „Ich weiß, er hätte jetzt seine Mütze gezogen.“ Mercedes-Motorsportchef Toto Wolff stimmte zu: „Das war ein Arbeitssieg. Eines Weltmeisters würdig, eines Niki Lauda würdig.“
Hamiltons Kampf mit den Reifen
Hamiltons Reifenprobleme bescherten Monte Carlo jedenfalls eines der spannendsten Rennen seit vielen Jahren. „Solch tote Reifen habe ich schon lange nicht mehr gefahren. Ich habe das Auto irgendwie durch den Kurs geworfen und es auf die harte Tour machen müssen“, meinte der britische Mercedes-Star. Sein Rennstall hat nun alle bisherigen Saisonrennen gewonnen. Hamilton zufolge vor allem auch Verdienst von Lauda. „Er hat uns dahin gebracht, wo wir jetzt sind. Der Silberstern scheint heller denn je.“
Bitter verlief der Klassiker für Red Bull: Dem vierplatzierten Verstappen brachte eine Fünf-Sekunden-Zeitstrafe um ein besseres Resultat. Der Niederländer hätte den Rennkommissaren zufolge nach einem Reifenwechsel in der Boxengasse Bottas gefährdet – eine Entscheidung, die man bei Red Bull nicht ganz verstehen wollte.
Bei Ferrari hat der zweite Platz von Vettel das Wochenende einigermaßen gerettet. „Wir haben noch viel Arbeit, um mit Mercedes mithalten zu können“, meinte der Deutsche. Die Scuderia hatte das Qualifying ihres Jungstars Charles Leclerc ausgerechnet bei dessen Heimrennen verpatzt, seine Vollrisiko-Aufholjagd im Rennen endete für den Monegassen nach einer Karambolage mit Nico Hülkenberg (Renault) vorzeitig.
Gedenken an Lauda
Den bewegendsten Moment erlebte der Grand Prix von Monaco am Sonntag bereits vor dem Start im Gedenken an Niki Lauda. Angeführt von Weltmeister Lewis Hamilton stellten sich alle 20 Fahrer mit roten Kappen und weißer „Niki“-Aufschrift auf der Start- und Zielgeraden in einem Kreis zusammen, in dessen Mitte auf einem schwarzen Sockel ein alter Helm des am Montag verstorbenen dreimaligen Weltmeisters lag. Als die Schweigeminute vorbei war, ertönten die Hupen der unzähligen Jachten im Hafen des Fürstentums. Alle Mercedes-Mitarbeiter trugen rote Kappen und schwarze Armbinden.
„Jeder liebt Niki“, sagte Hamilton, der ein inniges Verhältnis Lauda hatte. Der Österreicher war maßgeblich daran beteiligt gewesen, dass er 2013 zu Mercedes gewechselt war. Aus Trauer hatte der Brite wie auch Motorsportchef Toto Wolff am Mittwoch sämtliche Medientermine abgesagt. Laudas Tod hatte in der gesamten Formel 1 große Bestürzung ausgelöst, war er doch einer der Fahrer, den alle bewunderten.
Zum Rennen trat er dann mit einem roten Helm an, auf dessen Rückseite auch Laudas Name stand. Hamilton wird auch am Mittwoch in Wien erwartet, wenn im Wiener Stephansdom Laudas Sarg aufgebahrt und die Rennlegende anschließend in einem Requiem verabschiedet wird.
("Die Presse", Print-Ausgabe, 27.05.2019)