Mit der Fusion entsteht einer der größten Autokonzerne der Welt. Es werden jährliche Einsparungen von fünf Milliarden Euro erwartet.
Der italienisch-amerikanische Autokonzern Fiat Chrysler (FCA) schlägt eine Fusion mit dem französischen Autobauer Renault vor. Das teilte das Unternehmen am Montag mit. Bei einem Zusammenschluss würde einer der größten Autokonzerne der Welt entstehen und die Marktführer Volkswagen und Toyota herausfordern. Die Aktien von Renault und Fiat Chrysler sind auf Höhenflug. Zuletzt tendierte das Papier des französischen Autobauers in Paris um 12,25 Prozent fester, nachdem Fiat Chrysler seine Fusionspläne mit Renault bestätigt hatte. Die Fiat-Aktie verteuerte sich an der Mailänder Börse um 14,00 Prozent.
Die neu entstehende Holding soll ihren Sitz den Plänen zufolge in den Niederlanden haben und an den Börsen in Mailand, Paris und New York gelistet werden. Durch die Fusion erhoffen sich die Konzerne jährliche Einsparungen von fünf Milliarden Euro. Fiat-Aktionäre können sich außerdem über eine Sonderdividende von 2,5 Milliarden Euro freuen.
Nissan kalt erwischt
Die mögliche Fusion hat Nissan offenbar kalt erwischt. "Das ist ein schlecht überlegter und schlecht gemachter Plan", schäumt am Montag ein Nissan-Vertrauter, gefragt nach der Reaktion auf das geplante Zusammengehen. So richtig gut funktioniert hat die seit 1999 bestehende "Allianz" zwischen Renault und Nissan sowieso nicht mehr - nun rechnen Beobachter damit, dass sich die Partner noch weiter voneinander entfernen könnten.
"Nissan scheint nicht informiert worden zu sein", sagt der Analyst Satoru Takada von der Beratungsfirma TIW in Tokio. "Das ist unangenehm für sie und könnte unnötiges Misstrauen bei Nissan-Managern gegenüber Renault schaffen.“ Die Fusionspläne mit Fiat Chrysler (FCA) platzen zudem in eine heikle Phase: Der Gewinn von Nissan sank im abgelaufenen Geschäftsjahr auf den niedrigsten Stand seit acht Jahren, die Prognose für das laufende Jahr ist düster. Der ehemalige Verwaltungsratschef Carlos Ghosn wartet derzeit in Japan auf seinen Prozess - Nissan wirft ihm eine Vielzahl von Finanzdelikten vor, sein ehemaliger Ziehsohn Hiroto Saikawa machte sogar Ghosns "exzessive Investitionen" für die schlechten Zahlen mitverantwortlich.
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Verwaltungsrat berät am Vormittag über das Angebot
Fiat Chrysler will einen Zusammenschluss zu gleichen Teilen der Unternehmen, also eine 50/50-Fusion. Renault bestätigte, den Vorschlag erhalten zu haben. Der Verwaltungsrat von Renault werde am Vormittag über das Angebot beraten und sich danach schriftlich äußern, teilte das Unternehmen in Boulogne-Billancourt bei Paris mit.
"Der vorgeschlagene Zusammenschluss würde einen globalen Autohersteller schaffen, herausragend in Bezug auf Umsatz, Volumen, Rentabilität und Technologie sowie von Vorteil für die Anteilseigner der Unternehmen", teilte Fiat Chrysler weiter mit. Es habe bereits Gespräche zwischen beiden Unternehmen gegeben, um Produkte und Regionen für eine Zusammenarbeit zu identifizieren.
Der französische Hersteller Renault (16,5 Milliarden Euro Börsewert, im vorjahr 57,4 Milliarden Euro Umsatz und 3,3 Milliarden Euro Gewinn) ist seit langem mit den japanischen Autobauern Nissan und Mitsubishi in einer Allianz verbunden. Gemeinsam verkauften sie im vergangenen Jahr 10,76 Millionen Fahrzeuge. Mit dem US-italienischen Autoriesen FCA kämen die Hersteller auf mehr als 15 Millionen. Sie würden damit deutlich Volkswagen (10,83 Millionen) überholen.
FCA (17,8 Milliarden Euro Börsewert, im Vorjahr 110,4 Millarden Euro Umsatz und 3,6 Milliarden Euro Gewinn) führt unter anderem die Marken Alfa Romeo, Fiat, Chrysler, Dodge, Jeep oder Maserati. Der Konzern hat nach eigenen Angaben rund 199.000 Beschäftigte.
Fusion mit Nissan angestrebt
Renault strebt nach früheren Informationen aus Japan eine Fusion mit Nissan an. Dessen Chef Hiroto Saikawa hatte aber unlängst deutlich gemacht, dass man einen Zusammenschluss für unnötig halte.
Der französische Wirtschafts- und Finanzminister Bruno Le Maire drängte erst in der vergangenen Woche darauf, die Allianz zwischen Renault und Nissan zu festigen. "Wir brauchen solide, starke und gefestigte Industriekonzerne", hatte er gesagt.
Der französische Staat hat bei Renault ein gehöriges Wort mitzureden, denn er hält 15 Prozent der Anteile. Renault hält 43,4 Prozent der Anteile an Nissan. Nissan ist seinerseits zu 15 Prozent an Renault beteiligt.
Nach der Verhaftung von Automanager Carlos Ghosn in Japan war das von ihm geschaffene und kontrollierte französisch-japanische Auto-Bündnis in eine schwere Krise geraten. Ghosn war ein Verstoß gegen Börsenauflagen in Japan vorgeworfen worden.
Seither wurde er mehrfach wegen weiterer angeblicher Vergehen angeklagt und kam kürzlich zum zweiten Mal auf Kaution aus der Untersuchungshaft. Ghosn hatte die Anschuldigungen mehrfach zurückgewiesen.
http://www.fiatchryslerautomobiles.com/
(APA/dpa/Reuters)