Innenpolitischer Opportunismus, Streit um Defizite und um Russland – nur bei den Feindbildern EU und Migration sind Anti-Establishment-Parteien einig. Für eine Fraktion ist das zu wenig.
Wien. Zumindest aus innenpolitischen Gründen erfüllte das groß angekündigte Treffen der europäischen Populisten am Mailänder Domplatz den Zweck des Gastgebers, Matteo Salvini. Eine Woche vor der Europawahl hatte der Chef der rechtspopulistischen Lega eine Gelegenheit gefunden, sich als Anführer einer patriotischen Front der Europaskeptiker darzustellen. Die Rolle des populistischen Primus inter Pares kam bei den italienischen Wählern gut an – die Lega errang bei der Europawahl gut 34 Prozent und ließ ihren linkspopulistischen Regierungspartner, die Fünf-Sterne-Bewegung, weit hinter sich.
Doch wie stehen nach der geschlagenen Europawahl die Chancen auf eine Gründung der Europäischen Allianz der Völker und Nationen, von der Salvini in Mailand sprach? Rückendeckung bekam der italienische Vizepremier immerhin von Marine Le Pen, der Chefin des französischen Rassemblement National (RN), die in Mailand eine künftige „Superfraktion“ der Populisten im Europaparlament in Aussicht stellte. Die Chancen, dass die Rechtspopulisten im Straßburger Plenum mit einer Stimme sprechen werden, sind jedoch enden wollend – und zwar aus mindestens drei Gründen.