Annegret Kramp-Karrenbauer hat mit CDU-Verlusten bei der EU-Wahl und einem Shitstorm zu kämpfen. Und im Umgang mit der Generation YouTube ist ihre Partei „nicht sprechfähig“.
Berlin. Anfangs ist CDU-Chefin Annegret Kramp-Karrenbauer (AKK) als „Mini-Merkel“ belächelt worden. Dieses Etikett hat sie rasch abgelegt. AKK tritt in der Öffentlichkeit forscher auf als Angela Merkel – und unvorsichtiger. Ein billiger Witz über das dritte Geschlecht, wie ihn AKK im Karneval servierte, wäre Merkel nie über die Lippen gekommen. Sie hätte die Empörungswelle geahnt.
Nun erlebt die 56-jährige CDU-Chefin den nächsten Shitstorm: 70 YouTuber hatten vor der Wahl dazu aufgerufen, CDU/CSU und SPD wegen deren Klimapolitik nicht zu wählen. Es war eine wirkmächtige Kampagne vor Millionenpublikum. AKK forderte deshalb eine Debatte über „Meinungsmache“ und „Regeln“ im Internet – ohne das zunächst zu präzisieren. Der Satz wurde ihr böse ausgelegt. Das Netz tobte. Von einem „Angriff auf die Meinungsfreiheit“ war zu lesen. AKK wurden autoritäre Züge unterstellt. Sie steckt in ihrer ersten Krise. Denn die große Bewährungsprobe ging schief.
Die EU-Wahl endete mit dem schlechtesten bundesweiten Ergebnis von CDU/CSU in der Nachkriegsgeschichte – 28,9 Prozent. Die Christdemokraten plagt auch ein gewaltiges Problem mit der Generation YouTube: Bei den unter 30-Jährigen stürzten CDU/CSU auf 13 Prozent. Zum Vergleich: Bei der Bundestagswahl 2017 unter Merkel war man in dieser Altersgruppe stärkste Kraft (25 %) geworden.