Greta sehen – und ein Zeichen setzen: Dafür gingen Junge zum Klimakirtag.
Wien. „Arnie, zieh dich aus: Es wird immer heißer“: Auch wenn die Klimaerwärmung auf dem Heldenplatz bei teils strömendem, teils tröpfelndem Regen nicht direkt spürbar war, hatten manche Jugendliche am Dienstagnachmittag ihre Klimaplakate mit vor die Hofburg gebracht. „We're demonstrating, because there is no Planet B“, stand da etwa noch. „The world is getting hotter than Shawn Mendes“ nahm auf ein Teenie-Idol Bezug.
Wäre der Regen ausgeblieben, hätte der Kirtag – eine Art lockere Parallelveranstaltung zum Klimagipfel in der Hofburg – wohl etwas mehr Andrang verzeichnen können. Auch so füllte sich die durchnässte Wiese vor der Bühne aber allmählich. Zumal sich der anfänglich strömende Regen verzog, als die Tandlerband versuchte, trotzdem Stimmung zu machen.
Vor allem junge Leute hatten sich eingefunden: Manche, wie Lavinia, Katarina und Sophie-Marie (12), hatten im Zeichenunterricht Plakate gestaltet. Andere kamen statt Nachmittagsunterricht mit ihren Lehrern, wie Melanie (15) oder Danijel (17) aus der HAK in Wien-Favoriten. Worum es heute gehe? „Es geht darum, dass wir nicht mehr lange leben werden, wenn wir so weitermachen“, fasst Danijel pointiert zusammen. „Arnold Schwarzenegger kommt – und dieses eine Mädchen, das die Schule schwänzt“, ergänzt eine Schülerin.
Dem Wetter trotzen
Um ja einen Blick auf dieses Mädchen – die 16-jährige Klimaaktivistin Greta Thunberg – und womöglich auch Schwarzenegger zu ergattern, drängten sich schon rund zwei Stunden vor den Reden einige Tapfere unter einem Dutzend Regenschirmen in der ersten Reihe vor der Bühne. „Wir sind für Greta da“, sagte eine Mutter, die mit ihren beiden kleinen Söhnen extra aus der Steiermark angereist war. Auch ganz vorn: Bernhard (30) und Tanja (25). „Gerade unsere Generation sollte etwas für das Klima tun. Wir wollen deswegen auch Anwesenheit zeigen – gerade wenn das Wetter nicht schön ist.“
Für jene, die nicht in der ersten Reihe auf die Stargäste warteten – später sollten auch noch Conchita Wurst und Hubert von Goisern spielen –, gab es andere Möglichkeiten: von Ständen mit (nachhaltigem) Essen bis zu einer Wand, auf der spielerisch einiges über die Ziele für nachhaltige Entwicklung in Erfahrung gebracht werden konnte − der Startschuss einer Kampagne der EU-Kommission.
Wem der Dienstag zu nass war, der kann Greta Thunberg auch am Freitag erleben – bei den Klimaprotesten. Helena (18) und Elisabeth (18) sind nicht die Einzigen, die das tun werden. Ein paar andere überlegen schon, ob sie dafür die Schule ausfallen lassen. „Es ist wichtig zu zeigen, dass einem das nicht wurscht ist.“
("Die Presse", Print-Ausgabe, 29.05.2019)