Bei jedem Wetter

(c) Carolina Frank
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Der Mai riecht heuer nach nassem Hund.

Der Mai riecht heuer nach nassem Hund. Ich glaube, sogar bei Menschen ohne Haustier irgendwie, aber bei uns buchstäblich. Die Redensart, wonach man bei DEM Wetter nicht einmal einen Hund vor die Tür jagen kann, stimmt nämlich gleich in zweierlei Hinsicht nicht: Erstens lässt sich unser Hund bei stärkerem Regen auch durch freundliches Bitten, doch wenigstens das Notwendigste im Freien zu erledigen, kaum zum Verlassen des Hauses bewegen. Und wer letztlich als Vorhut rausgejagt wird, bei jedem Wetter schon in aller Früh und am Abend noch einmal, bin jedenfalls einmal ich. Und zwar mit einem sich mit allen vier Pfoten in die Erde stemmenden Hund, der am anderen Ende der Leine hängt. Dabei hatte ich ja meinen Auslauf untertags schon, auch aus anderen Gründen muss ich nicht mehr unbedingt hinaus. Wenn wir schließlich unterwegs sind, ist es wie beim Schwimmen im kalten Wasser: Hat man es erst einmal hineingeschafft, dann geht es schon. Und auch der Hund hört irgendwann auf zu ziehen und trottet tropfend neben mir her. Immerhin schlägt sich ab einem gewissen Alter, das ich längst erreicht habe, regelmäßige maßvolle Bewegung angeblich direkt in Lebenserwartung und Lebensqualität nieder. Zumindest aber garantiert die obligate Abendrunde eine ruhige Nacht, was auch schon einmal etwas ist. Das alles sage ich mir vor, während der Hund wieder Richtung nach Hause zieht und in meinen Schuhen das Wasser steht. Nachdem ich längst wieder trockene Sachen anhabe, bleibt der Hund trotz Abrubbeln im alten Riesenhandtuch mit Kapuze der Buben und wiederholtem Schütteln in allen Zimmern noch stundenlang feucht. Es ist jedenfalls allerhöchste Zeit, dass der Juni beginnt. Ich bin schon sehr gespannt, wonach der dann riechen wird.

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