Abschied von Niki Lauda

APA/AFP/JOE KLAMAR
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Beim Trauergottesdienst im Wiener Stephansdom erwiesen am Mittwoch Familie, Freunde, Prominente, zahlreiche Sport-Größen und Fans der verstorbenen Formel-1-Legende die letzte Ehre.

Österreich und die internationale Sportwelt haben am Mittwoch Abschied genommen. Zu den Trauerfeierlichkeiten für Formel-1-Legende Niki Lauda (70) im Wiener Stephansdom fanden sich neben der Familie, den Freunden und Wegbegleitern viele prominente Ehrengäste ein. "Wir stehen an der Bahre eines großen Österreichers", sagte Bundespräsident Alexander Van der Bellen während des Requiems.

Laudas letzter Weg war einer, an dem auch abseits des engsten Kreises viele teilhaben wollten. Dompfarrer Toni Faber, Witwe Birgit Lauda sowie die älteren Söhne Mathias und Lukas erwarteten kurz nach 8.00 Uhr im strömenden Regen den Sarg des Verstorbenen am Riesentor des Stephansdoms. Unter dem Geläute der Heidenturm-Glocken fuhr die Bestattung Wien ins einem silberne Mercedes vor. Anschließend wurde der schlichte Sarg in den Dom getragen und in der Vierung abgesetzt. Birgit Lauda legte einen Lorbeerkranz auf den Sarg, Sohn Lukas einen Rennfahrerhelm. Die erste Zeremonie wurde von Chorgesang begleitet.

Anschließend wurde das Primtor für all jene geöffnet, die persönlich von Niki Lauda Abschied nehmen wollten. Und es war ein nicht enden wollender Strom an Trauernden, viele nahmen die Möglichkeit für ein Defilee vor dem Sarg des weltberühmten Sportlers und Airline-Unternehmers wahr. Sie ließen sich beim Anstehen vor dem "Steffl" auch von Kälte, Nässe und Wind nicht abhalten und huldigten Lauda mit roten Kappen, Ferrari-Jacken oder Stewardess-Uniformen. Um 11.30 wurde das Tor wieder verschlossen, wer es nicht mehr in den Dom geschafft hatte, durfte hoffen, später beim Requiem dabei sein zu können.

"Niki Lauda war nicht nur ein Stern am Rennfahrerhimmel, nicht nur ein Stern im Flugbetrieb, sondern er war auch ein Stern für seine Familie. Er war abseits der Öffentlichkeit ein liebevoller Ehemann, Vater und Großvater, so schreibt es die Familie auf die Pate. Und ich weiß, dass das stimmt", sagte Dompfarrer Toni Faber. "Er war ein emphatischer, humorvoller, gelassener, bescheidener, unprätentiöser Mensch im persönlichen Gespräch." Einer, der mit seinen Zwillingen schon mal Kerzen im Dom anzünden ging, wie Faber erzählte.

Die neunjährigen Zwillinge Max und Mia sorgten dann auch am Nachmittag für den berührenden Augenblick während des Requiems, sie lasen Fürbitten und verabschiedeten sich von ihrem Papa. Verabschieden wollten sich viele an diesem tiefgrauen Mai-Tag in Wien. Erschienen waren unter anderem der regierende Formel-1-Weltmeister Lewis Hamilton, dessen Teamkollege Valtteri Bottas, Mercedes-Teamchef Toto Wolff sowie weitere Größen aus der Königsklasse wie David Coulthard, Nico Rosberg, Alexander Wurz, Mark Webber, Jacky Ickx, FIA-Chef Jean Todt, Liberty-Media-Boss Chase Carey, der ehemalige Ferrari-Präsident Luca di Montezemolo oder der frühere Formel-1-Teamchef Flavio Briatore.

Aus der Welt des Wintersports waren heimische Superstars wie Hermann Maier, Franz Klammer oder Karl Schranz anwesend, aber auch der norwegische Olympiasieger Aksel Lund Svindal. Einer, der bereits einmal Niki Lauda sein durfte, war ebenfalls mit dabei: der Schauspieler Daniel Brühl. Weiters waren der Unternehmer Rene Benko, Hannes Jagerhofer oder Wiens Bürgermeister Michael Ludwig (SPÖ) Teil der Trauergemeinde, ebenso wie beispielsweise Andreas Gabalier. Und gekommen war auch der einstige Lebensretter Arturo Merzario, der Italiener hatte den ohnmächtigen Lauda nach dem Feuer-Unfall auf dem Nürburgring 1976 gemeinsam mit anderen Piloten aus dem brennenden Ferrari gezogen und damit das Leben gerettet. "Ciao, Niki", sagte der 76-jährige Merzario.

Eine Persönlichkeit mit "riesigem Talent, reinem Herzen, verbunden mit glasklarem analytischen Verstand", sagte Van der Bellen während des Requiems über Lauda. "Ganz Österreich ist heute bei Ihnen", versicherte er der Familie. Viele in diesem Land habe er stolz gemacht. Der Bundespräsident drückte den Angehörigen im Namen der Republik Österreich das Beileid aus und sagte Lauda Lebewohl: "Good bye bye world champion, bye bye, danke für alles."

"Für uns alle in Österreich ist Niki Lauda eine Legende, ein Unikat und für viele von uns ein guter Freund", zeigte sich auch Ex-Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP), der die Motorsportlegende ebenfalls als "ganz großen Österreicher" bezeichnete, überzeugt. Gerhard Berger richtete in einer weiteren Rede sehr persönliche Worte an seinen "Freund Niki", den er hoffe, irgendwann wiederzusehen: "Ich ziehe mein imaginäres Kapperl vor dir." Mit dem, was Niki Lauda alles getan habe, hätte man jedenfalls "viele Leben füllen können", sagte er.

"Er inspirierte mich so sehr", schwärmte auch Arnold Schwarzenegger von seinen Begegnungen mit der Rennsportlegende. Der Schauspieler verglich Laudas Tod mit einem Schiff, das am Horizont verschwinde, aber deswegen noch immer existiere. Lauda sei nicht gegangen, sondern würde unter all jenen, die ihn gekannt hätten, weiterleben. Die Lesung (Jesaia 25, 6-9, Anm.) hielt Laudas Ex-Teamkollege Alain Prost.

Dompfarrer Faber erinnerte auch an die schwersten Stunden im Leben des Niki Lauda, an dessen Unfall auf dem Nürburgring und den Absturz der Lauda-Air-Maschine 1991 in Thailand. Damals habe er Lauda demütig und zweifelnd erlebt. Der Verstorbene sei aber nicht nur zum "verehrungswürdigen Idol" geworden, sondern auch zum "Inbegriff des Wiederauferstehens". Er sei voller Tatendrang gewesen, und es sei ein Geschenk und ein Privileg, ihn gekannt zu haben: "Fliegt seine Seele jetzt weiter als in all seinen Flügen, die er je zurückgelegt hat?"

Musikalisch wurde die Feierlichkeit unter anderem von einem Ensemble unter der Leitung von Christian Kolonovits begleitet. Zu hören waren Musikstücke wie "Amazing Grace", "Fast Car" von Tracy Chapman, John Lennons "Imagine" oder auch "Hero" der Band Family Of The Year.

Nach der Trauerfeier wurde der Sarg von Mitarbeitern der Bestattung durch das Riesentor aus der Kirche getragen, flankiert von Hamilton, Jean Alesi, Nelson Piquet und Berger auf der einen Seite, sowie Prost, Helmut Marko und Rosberg auf der anderen. Von den seit Stunden in der Kälte ausharrenden Menschen gab es Applaus. Anschließend wurde des Sarg in den Bestattungswagen verladen. Die Beisetzung wird im engsten Familienkreis stattfinden. Zeitpunkt und Ort wurden nicht bekanntgegeben.

(APA)

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