US-Präsident Donald Trump kämpft an vielen Fronten um neue Handelsverträge – und beeinflusst damit die globalen Märkte. Gegner findet er zur Genüge, von China über Mexiko und Kanada bis Europa. Der Streit mit Brüssel ist dabei bisher nur eine Nebenbaustelle.
Es ist eigentlich ein Vorwurf, der Donald Trump oftmals gemacht wird, gleichzeitig ist diese Eigenschaft aber vielleicht auch seine größte Stärke. Der US-Präsident habe keine Werte, keine ethischen Grundsätze, auf deren Basis er wichtige Entscheidungen trifft, heißt es oft. Vielmehr agiere er aus purem Kalkül. Wenn er sich am längeren Hebel sieht, dann spielt er seine Trümpfe aus, eine etwaige Ideologie als Grundlage spielt dabei keine Rolle. Und wenn ihm die Verhandlungsmacht fehlt, dann ist er eben eher bereit, Kompromisse einzugehen.
Das lässt sich schön am Beispiel des Handelskonflikts mit China aufzeigen. Dabei muss man wissen: Einer der wichtigsten Indikatoren für Trump ist die Entwicklung des US-Aktienmarktes. Wenn die Reise nach oben geht, rühmt sich der Mann im Weißen Haus damit und verweist auf seine Wirtschaftspolitik. Kein Wahlkampfauftritt, bei dem er nicht die unter seiner Präsidentschaft erzielten Gewinne hervorhebt. Geht es nach unten, wird Trump hingegen nervös. Dann ist seine Position geschwächt, denn er weiß: Im Fall eines Crashs sinkt die Chance auf eine Wiederwahl.
Entsprechend lassen sich viele seiner Aktionen im Dauerstreit mit China erklären. Bis September des Vorjahres zeigte sich Trump beinhart. Die US-Konjunktur war bärenstark, die wichtigsten Aktienindizes eilten von einem Rekord zum nächsten. Es schien Trump ein Ding der Leichtigkeit, Peking zu Kompromissen zu zwingen. Schließlich konnte er seiner Wählerschaft glaubwürdig erklären, dass China unter dem Konflikt deutlich mehr leidet als die USA.