Belgiens Rechtsextreme sind nun hoffähig

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Erstmals empfängt ein belgischer König eine rechtsextreme Partei zu Sondierungsgesprächen. Der Vlaams Belang feierte am Sonntag bei den Parlamentswahlen einen großen Erfolg.

Die flämischen Rechtsextremisten von der Partei Vlaams Belang sind durch ihren Wahlerfolg am Sonntag im Wortsinne hoffähig geworden. Der Vorsitzende der Partei, Tom Van Grieken, wurde am Mittwochvormittag von König Philippe im königlichen Palast in Brüssel empfangen. Die Rechtsextremen nehmen damit erstmals seit ihrer Parteigründung im Jahr 1979 an Sondierungsgesprächen teil.

Es gilt jedoch als ausgeschlossen, dass die Rechtsextremen an einer künftigen belgischen Regierung beteiligt werden könnten. "Es ist das Normalste auf der Welt, dass das Staatsoberhaupt den Gewinner der Wahlen einlädt", sagte Van Grieken bei seiner Ankunft. Der Vlaams Belang war am Sonntag im flämischsprachigen Landesteil zweitstärkste Kraft geworden und mit 18 Abgeordneten ins nationale Parlament eingezogen.

Bei der EU-Wahl holten die Rechtsextremen mit 11,5 Prozent sogar landesweit die zweitmeisten Stimmen und stellen damit drei der 21 belgischen EU-Abgeordneten. Der Vlaams Belang ist einer der ältesten europäischen Kooperationspartner der FPÖ, mit der er im Europaparlament auch eine gemeinsame Fraktion bildet.

Albert II. stemmte sich gegen Empfang

Im französischsprachigen Süden Belgiens sowie in Brüssel gewannen hingegen besonders die Grünen und die marxistische Arbeiterpartei an Stimmen hinzu. Die Spaltung des Landes hat sich dadurch weiter vertieft, die Regierungsbildung dürfte schwierig werden. Seit Montag hat König Philippe den amtierenden Ministerpräsidenten und die Vorsitzenden der gewählten Parteien zu ersten Sondierungsgesprächen geladen.

Der Vlaams Blok, Vorgängerpartei des Vlaams Belang, hatte 2013 schon einmal 18 Mandate im nationalen Parlament errungen. Doch hatte sich der damalige König Albert II. geweigert, die Rechtsextremen zu empfangen.

"Allein die Idee, den Vlaams Belang im Palast ankommen zu sehen, lässt mich schaudern", zitierte die Nachrichtenagentur Belga den Chef der wallonischen Zentrumspartei CDH, Maxime Prevot. Aber angesichts des Wahlergebnisses in Flandern könne dem König auch niemand einen Vorwurf machen.

(APA/AFP)

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